Ab in die Verlängerung

Nach zwei Jahren voller irrsinniger Maßnahmen, dürfen endlich wieder ALLE Fans ins Stadion. Aber in diesen zwei Jahren wurde vieles zerstört. Vertrauen, Chancengleichheit, Kapitaldecken der Vereine, Zusammenhalt, vor allem aber echte Leidenschaft am Fußball.

War es nach der Einführung des Videoschiedsrichters, ausgestattet mit der Macht, grenzenlosen Jubel binnen Sekunden in Entsetzen und Frusten zu verwandeln, schon eine Zäsur für das Live-Erlebnis Fußball, hatten die Coronamaßnahmen der Lust am Erlebnis Fußball weiteren Abbruch getan. Egal ob Zuschauerlimits, Zutrittsverbote, Testlotterie, Spielerquarantäne, Spielverlegungen und spontane Ligapause – die Lustkiller des Fußballs hatten und haben die Stadien im Griff, das Damokles-Schwert der Neuauflage im kommenden Herbst lauterbacht über unseren Köpfen wie ein lawinengefährliches Schneebrett in den Alpen.

Und wäre dies noch nicht genug des Leidens, scheinen Murphys Gesetze ( sinng. „Wenn etwas schiefgehen kann, wird es auch schiefgehen“) aktuell bei Dynamo voll zur Anwendung kommen. Am 1. Spieltag grüßten wir als stolzer Aufsteiger von der Tabellenspitze und trudelten seit Beginn der Rückrunde sieglos auf den Relegationsplatz in die 3. Liga. Nur der Unfähigkeit von Ingolstadt und Aue ist es zu verdanken, daß wir als Rückrundenversager nicht gleich die rote Laterne in Besitz genommen haben.

Woran liegts? Wir sind doch durch unsere recht solide finanzielle Aufstellung noch mit am Besten durch den Coronawahnsinn gekommen. Mit Quarantänen, Spielverlegungen, Geisterspielen mußte doch auch die Konkurrenz klarkommen. Die Mannschaft hatte doch bereits gezeigt, daß sie zweitligatauglich ist. Der Aufstiegsmotivator Schmidt hat es leider erneut unter Beweis gestellt, daß er ein klasse Feuerwehrmann und Kurzzeitmotivator, aber kein wirklich alltagstauglicher Übungsleiter ist, der eine Mannschaft entwickeln kann. Ein in den letzten 5 Jahren quasi verdoppeltes Trainer- und Funktionsteam, ein Luxus, den sich nur die wenigsten Ligakonkurrenten leisten können, ist nicht in der Lage, die gut verdienenden Spieler so zu motiveren, daß es insgesamt auch für die Liga reicht. Was läuft falsch im Moment? Gibt es noch Spieler, welche für die Vereinsfarben „brennen“ und die anderen mitziehen können?

Die ersten Besserwisser und Couch-Theoretiker im Verein kommen bereits wieder aus ihren Löchern und fordern Strukturreformen. Dabei sollte doch auch dem Letzten klar geworden sein, daß weder ein basisdemokratisches Vereinskonstrukt für Siege verantwortlich ist, noch ein Konstrukt einer Aktiengesellschaft oder eines Mäzenatentums. Und daß Geld auch nicht unbedingt Tore schießt, haben wir uns ja gerade selbst nachgewiesen.

Die Summe der individuellen und kollektiven Fehler hat uns dorthin gebracht, wo wir aktuell stehen. Dieses gilt es zügig aufzuarbeiten und die richtigen Lehren und Konsequenzen daraus zu ziehen. Doch zu allererst bedarf es vollster Unterstützung aller im Kampf um den Klassenerhalt, der in der Relegation im Mai ausgetragen wird. Immerhin sind wir da nicht ganz unerfahren. Hamburg oder Meppen, Magdeburg oder Aue. Am 24. Mai werden wir es wissen, mit wem wir uns in der kommenden Saison über 90 und mehr Minuten messen werden.