5.8.2021 – Beim 1. FC Köln: „Nur Geimpfte und Genesene erhalten Zugang zum Stadion.“
8.8.2021 – Dortmund: „2 G Prinzip im Stadion zum Bundesligaauftakt.“
12.8.2021 – „Leverkusen läßt nur Geimpfte und Genesene ins Stadion.“
5.9.2021 – FC Sankt Pauli „2G ist unser Wunsch. Und es ist auch der Wunsch der Stadt“
15.9.2021 – Sachsen: Der Freistaat will ein Zugangsmodell für Geimpfte und Genesene, nicht aber für Getestete einführen. Die Entscheidung liegt jedoch bei den Veranstaltern.
Bundesweit: Impfpass, Genesenennachweis oder ein Testergebnis griffbereit, das negativ und nicht älter als 24 Stunden ist, dazu den Personalausweis oder den Führerschein – und nicht zu vergessen das nur online zu buchende Ticket.
Ist es das, was ihr wollt?
Sollen Geimpfte und Genesene Privilegien beim Stadionbesuch erhalten? Das ist die Fragestellung, welche uns landauf landab von Presse, Funk und Fernsehen wohl eher rhetorisch und trotzdem mit vollem Ernst gestellt wird. Diese Frage ist so falsch, daß man darauf keine Antwort geben darf, denn Freiheit und Grundrechte sind keine Privilegien sondern elementar und gesellschaftsprägend in einem Land mit freiheitlich-demokratischer Grundordnung. Diese Frage zielt, so wie sie ausgesprochen wurde, am Grundgesetz meilenweit vorbei, indem sie Gleicheits- und Diskriminierungsgrundsätze mißachtet. Dieses Denken, Reden und Handeln war bisher nur aus totalitäten Staaten bekannt.
Dies ist aber nur der eine Aspekt dieser Thematik, welche speziell uns Fußballfans direkt betrifft. Ein weitere Aspekt selbst ist die eigentliche medizinisch/epidemologische Komponente, welche ja überhaupt der Auslöser aller Beschränkungen war. Es liegen mittlerweile belastbare Zahlen europa- und weltweit vor, welche mehr als nur nahelegen, daß Infektionen sowohl von vollständig Geimpften wie auch „Genesenen“ vorkommen und auch weiter verbreitet werden. Mehr noch, in Ländern mit einem Impfstatus > 80% sind die sogenannten Inzidenzen regelrecht explodiert, was diese Kennzahl und den Verzicht auf Testungen von Geimpften vollständig ad absurdum führt.
Und genau vor diesem Hintergrund führen Vereine Debatten mit Mitgliedern und Fans um den Zugang zum gemeinsamen Sporterlebnis. Hamburg und Rheinland-Pfalz praktizieren schon 2G, verklärend auch als 2G Plus deklariert, was nichts anderes bedeutet, daß man die Verantwortlichkeit an Gewerbetreibende und Veranstalter delegiert. Und damit sind z.B. die Vereinsführungen einerseits gezwungen, zum wirtschaftlichen Überleben des Vereins das Maximale an Einnahmen zu generieren, andererseits sind sie an die Entscheidungen der regionalen und Landespolitik und deren Exekutoren in Form der Gesundheits- und Ordnungsämter gebunden. Und dies alles passiert vor der Kulisse einer aufgeheizt, teils hysterisch geführten Debatte um die Deutungshoheit über eine Pandemie, welche schon lange keine mehr ist, vielleicht auch niemals eine war.
Vereine und Veranstalter, Dienstleister und Gastronomen welchen durch Tätigkeitsverbote, Schließungen, Publikumsausschluß seit dem letzten Jahr an den Rand des Ruins getrieben wurden, werden jetzt wirtschaftlich genötigt, ja regelrecht erpresst, ihr Publikum und ihre Kundschaft zu selektieren und damit speziell Ungeimpfte zu diskriminieren. Jahrelange Freundschaften, treue Stammkundschaften werden so sinnlos zerschlagen werden. Spaltender, widerlicher und verantwortungsloser kann man Politik in unserem Freistaat nicht ausüben.
Die Frage stellt sich jetzt: Wie geht Sachsen, wie gehen wir bei Dynamo mit der aktuellen Situation und den weiterhin hysterischen Tendenzen um? Auch bei uns innerhalb unseres wunderbaren Bundeslandes und leider auch in der Sportgemeinschaft ist die gesellschaftliche Spaltung weit vorangeschritten. Es stellt sich die Frage, wer von wem Solidarität erwarten kann? Erwarten die Geimpften diese von den Ungeimpften, indem sich letztere doch noch „für die Volksgesundheit“ auch noch als „Versuchskaninchen“ hergeben oder freiwillig den Veranstaltungen fern bleiben? Erwarten Ungeimpfte die Solidarität der Geimpften und Genesenen, indem diese auch den Heimspielen freiwillig fern bleiben, um im Sinne der Gemeinschaft zu signalisieren nach dem Motto Jeder oder Niemand bzw. „Alle oder Keiner“ ?
Wie man es dreht, was man auch erwartet – unser Verein und damit wir alle sind in allen Konstellationen die Gelackmeierten. Stark verringerte Zuschauerkapazität, Unlust am Fußballschauen weil keine Stimmung aufkommt, aufgeheizte Diskussionen innerhalb der Gemeinschaft der Fans – unser Verein erleidet in jeder denkbaren Konstellation aktuell massive Einnahmeneinbußen und verliert an Attraktivität. Und dann werden sich Verantwortliche und die Mitgleider früher oder später entscheiden müssen, ob sie einen Großteil derer, welche seit Jahren und Jahrzehnten dem Verein die Treue gehalten, mehr noch – den Verein am Leben erhalten haben und aktiv an der Entschuldung und Konsolidierung mitwirkten – ja ob man diese Mitglieder und Fans jetzt aussperrt, nur weil diese sich den „Luxus“ des freien Denkens und Lebens – bis vor wenigen Jahren eine Selbstverständlichkeit in dieser Gesellschaft – leisten. Die kommenden Wochen werden zeigen, wieviel Gemeinschaft noch in der Sportgemeinschaft steckt.