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Kein Novemberblues

  • Beitrags-Kategorie:Meinungen / Vereinsleben
  • Lesedauer:10 Minuten zum Lesen

Wir lassen keinen Novemberblues zu – eine Vorbetrachtung zur SGD-Mitgliederversammlung am 15.11.25 einschließlich Aufsichtsratswahl

Das Auswärtsspiel gegen Hertha mit all seiner positiven Atmosphäre, aber leider sportlich negativem Ergebnis, kann gut als Orakel für die anstehende ordentliche Mitgliederversammlung unserer SGD am 15.11.2025 dienen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt …
Wir werden wieder mit großen Erwartungen in das Congress-Center kommen, aber wahrscheinlich dann ob der Entwicklung der nächsten Monate ernüchtert den Saal verlassen. Zu erwarten sind (noch) neutrale bis leicht positive Zahlen vom Geschäftsführer Finanzen, versehen mit dem Siegel des Wirtschaftsprüfers. Dazu – dank des Berichtszeitraums zum 30.06.2025 – auch sportlich positive Ergebnisse. Weiterhin Berichte über unsere – ohne Augenzwinkern – gute Nachwuchsarbeit. Das Highlight für viele Mitglieder ist dabei natürlich die wiedergeborene zweite Mannschaft (U23). Nicht wenige werden sich erinnern, dass dies die Mitglieder in den vergangenen Jahren gerade in den Mitgliederversammlungen vehement gefordert hatten und man jahrelang nur ausweichende bis ablehnende Antworten der wechselnden Geschäftsführer und auch aus dem Aufsichtsrat bekamen. Legendär im negativen Sinne die Aussage des Sportgeschäftsführers Ralf Becker: „Die hätte ich auch gern!“ (eine zweite Mannschaft). Abgeschafft wurde die II. damals zu aller Leidwesen unter Ralf Minge aus finanziellen Gründen mit der Aussicht auf eine neue „Future League“. Nun ist sie nun auferstanden und es ist – glaubt man den diesbezüglichen Erklärungen der Vereinsverantwortlichen – die beste Entscheidung für eine nachhaltige Entwicklung des Nachwuchses seit Einrichtung des Nachwuchsleistungszentrums. Für uns Mitglieder ist es der wiederholte Beweis und Ansporn zugleich, dass sich Dranbleiben lohnt!
In diesem Jahr steht natürlich die Aufsichtsratswahl im Fokus. Laut Ausschreibung des Präsidiums vom 21.08.2025 das „ranghöchste Gremium“ im Verein. Fakt ist: Der Aufsichtsrat hat eine hohe Verantwortung im Verein, zählt doch die Berufung bzw. Abberufung der Geschäftsführung, deren Förderung und Überwachung zu seinen Aufgaben. Er hat erweiterte Vorstandsaufgaben und ist daher auch juristisch in der Pflicht für die erfolgreiche Entwicklung des Vereins. Er beschließt vor jedem Geschäftsjahr den Finanzplan und verabschiedet den Jahresabschluss. In einem Verein mit 35.000 Mitgliedern und rund 30 Mio. € Umsatz eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe für einen Ehrenamtler.
Dennoch kann man zu einer Rangordnung von Gremien durchaus geteilter Meinung sein. Wenn man sich in Superlativen ergeht, sollte man es besser beim laut Satzung nach obersten Vereinsorgan der Mitgliederversammlung, belassen und alles andere dem Leitbild und seinem Punkt 9 „Wir gestalten gemeinsam“ unterordnen. Aber Kommunikation ist bei Dynamo seit Längerem ein schwieriges Thema. Da ist auch die gut besetzte Kommunikationsabteilung der Geschäftsführung im stetigen Lernprozess.
Laut Satzung sind sieben Aufsichtsräte zu wählen, zwei weitere werden bekanntlich durch den Jugendrat und den Ehrenrat entsandt bzw. kooptiert. Neben der Ausschreibung auf der Vereinshomepage wurde in diesem Jahr sogar im Fahrgast-TV der Dresdner Verkehrsbetriebe „basisnah“ für eine Kandidatur zum Aufsichtsrat geworben. Viele Mitglieder empfanden dies als dem hohen Amt nicht angemessen, und am Ende will es auch keiner gewesen sein. Laut Geschäftsführung insbesondere nicht die dafür gescholtene Kommunikationsabteilung.
Elf Kandidaten bewerben sich für diese sieben Plätze und wurden – neben einer schriftlichen Vorstellung in den Unterlagen der Einladung zur Mitgliederversammlung – vereinsöffentlich in zwei Mitgliederstammtischen persönlich vorgestellt. Da konnte bzw. kann sich noch immer jedes Mitglied ein Bild von den Kandidaten machen, denn die Mitschnitte der Veranstaltungen sind nach wie vor online anzusehen. Traditionell möchten wir als IGSGD nur positive Hervorhebungen tätigen, also zu den Kandidaten, welche uns für das anspruchsvolle Amt besonders geeignet erscheinen. Denn jedes Mitglied, welches sich bewirbt, beweist Mut und Verantwortungsbewusstsein für unsere SGD! Zudem ist es Sache eines jeden Mitglieds selbst, sich anhand seiner persönlichen Kriterien auf seine Wahl vorzubereiten.
Von den „Platzhirschen“ des bisherigen Aufsichtsrates möchten wir drei Bewerber hervorheben, welche uns im Sinne der Kontinuität der insgesamt positiven Vereinsentwicklung der letzten Wahlperiode auch für die kommenden, nicht weniger anspruchsvollen Aufgaben die Gewähr bieten, den Weg des Vereins fortzusetzen.

Thomas Blümel ist ein Urgestein im Verein, sein erfolgreiches Engagement hat er schon in einigen Positionen unter Beweis gestellt, beispielsweise bei der Vereinsentschuldung 2014. Nach einer Auszeit ist er nun wieder seit drei Jahren dabei und kann neben einer soliden Ausbildung und beruflichen Tätigkeit als Geschäftsführer auf ein stabiles Netzwerk in der Landeshauptstadt zurückgreifen.

Michael Ziegenbalg hat sich bereits in jungen Jahren in verantwortlicher Position im Aufsichtsrat bewährt und zählt inzwischen zu den erfahrenen Räten. Er ist ein Mann, welcher auch mal stehen bleibt, wenn die Lage im Verein stürmisch wird. Als selbstständiger Unternehmer kann er natürlich auch brutto und netto unterscheiden, was für das Amt sehr hilfreich und noch vor Jahren bei Dynamo nicht unbedingt selbstverständlich war.

Der zweite Michael in der Runde, Michael Grafe, kann ebenfalls auf langes Engagement in und um die SGD herum verweisen. Er wird, hört man auf seine Kollegen im Aufsichtsrat, als akribischer Arbeiter mit Weitblick geschätzt. Für das Gremium hat er insbesondere das komplexe Thema Merchandising bearbeitet und die entsprechenden Entscheidungen vorbereitet. Geschätzt werden seine ruhige Art und sein überlegtes Agieren.


Auf eine Hervorhebung von Jens Heinig möchten wir hier verzichten, aber weil es bei der letzten Wahlempfehlung kritische Nachfragen zu seiner Person gab, dies begründen. Jens Heinig ist mit Sicherheit das am längsten „gediente“ Aufsichtsratsmitglied. Das spricht für ihn. Dies muss man erst mal im Ehrenamt leisten. Er steht somit für die Zeit der Stadionverträge, der Entschuldung und viele Auf- und Abstiege. Aber seine neudeutsch „Performance“ insbesondere in kritischen Situationen ist nicht das, was man sich von einem Aufsichtsratsvorsitzenden wünscht. Darüber können auch nicht die gemeinsamen Spieltage mit dem Oberbürgermeister in der VEOLIA-Loge hinwegtäuschen. Manchmal hat man, wenn’s im Verein „brannte“, gar nicht gemerkt, dass es ihn gibt. Seine jüngste Kandidatenvorstellung hat dies auch insgesamt bestätigt.


Von den Neubewerbern muss man an erster Stelle natürlich Frau Dr. Ines Kilian nennen. Da ist den Herren Dr. Bürger und Göckeritz (so die Aussage der Kandidatin im Mitgliederstammtisch) ein richtig großer „Wurf“ gelungen. Ein Jurist ist zwar laut Satzung für den Aufsichtsrat – anders als beim Ehrenrat – nicht vorgeschrieben, aber trotzdem in heutiger Zeit ein Muss! Hier konnte man eine echte Kapazität für den Verein gewinnen, zumal noch eine einheimische. Bei unseren Goldfüßen würde man formulieren „ein Unterschiedsspieler“! Sie zeigte sich im Frage-und-Antwort-Spiel sofort satzungsfest und in den anstehenden Themen stehend, natürlich noch ohne das interne Wissen eines Aufsichtsrates. Welches sie ja nicht zur Verfügung haben konnte. Im Hinblick auf das Ausscheiden des verdienten Anwalts Dr. Jürg Kasper aus dem Gremium kann man beruhigt sein, sofern sie gewählt wird. An dieser Stelle: Danke, Jürg, für deine Arbeit für den Verein, an vielen Stellen – nicht nur im AR. Wir hoffen auf einen aktiven Unruhestand.


Als letzte Hervorhebung möchten wir Silke Donat hier erwähnen. Sie hat bereits eine Kandidatur hinter sich und ist drangeblieben. Wenn man auf vergangenen Wahlen nicht nur für den Aufsichtsrat schaut, ein sehr seltenes Verhalten. Natürlich ist dies allein noch kein Grund, jemanden zu wählen. Aber wer die Zeit seit der letzten Wahl als Nachrücker „ohne Einwechslung“ nutzt, um sich mit dem „Innenleben“ des Vereins zu befassen, den vielfältigen Themen und Aufgaben der Gremien sowie insbesondere mit der Vereinssatzung (in der Satzungs-AG), dem sollte man den Willen und die Eigenschaft attestieren, das Wort vom „Verantwortung übernehmen“ in vollem Bewusstsein im Munde zu führen. Auch sie ist bodenständig, im regionalen Mittelstand als Geschäftsführerin tätig und passt daher sehr gut in unser „Beuteschema“.


Eine Ausnahme müssen wir auch hier machen. Denn ohne etwas zu Michael Born zu sagen, kann man das Thema natürlich nicht abschließen. Es ist ein absolutes Novum, dass sich ein ehemaliger Geschäftsführer des Vereins nach fünf Jahren quasi für sein ehemaliges Aufsichtsgremium bewirbt, welches ihn 2020 entlassen hat. Der Aufsichtsratsvorsitzende von damals steht bekanntlich auch auf der aktuellen Kandidatenliste. Vielen sind noch die Konflikte mit ihm, Ralf Minge und Mitarbeitern in der Geschäftsstelle im Jahr 2018 bewusst. Nach seinen Worten ist dies allerdings heute alles ausgeräumt. Ob es auch die Gründe sind, welche damals 2020 zu seiner Entlassung führten, wissen wir natürlich nicht. Seine Rolle bei der Verlängerung der Merchandisingverträge während seiner Zeit als Geschäftsführer erzeugte in der außerordentlichen Mitgliederversammlung zur Übernahme der Fanshop-Anteile im März jedenfalls Stirnrunzeln bei allen Beteiligten. Zuletzt tätig in Dresden als Geschäftsführer im Basketball, konnte er in seiner Vorstellung auch den Gedanken nicht ganz ausräumen, dass er – im Moment im Prinzip arbeitssuchend – vielleicht bald wieder vom Aufsichtsratsamt Abschied nehmen muss, wenn er irgendwo eine passende Arbeits- und hier insbesondere Geschäftsführerstelle findet. Aber er kann sich zugutehalten, dass er vom Präsidium angefragt wurde. Dem all diese Dinge ja bekannt sein dürften.
Denn wie vom Präsidium zu hören war, war man sich dort im Zuge der Kandidatengewinnung bewusst geworden, dass ein Kriterium der eigenen Ausschreibung durch alle Kandidaten nicht erfüllt wurde – die sogenannte sportliche Kompetenz. Zitat: „Gesucht sind dabei vor allem Personen mit sportlicher Expertise, welche mit der Geschäftsführung auf Augenhöhe kommunizieren können.“ Da erinnerte man sich an Michael Born, welcher aus seiner Tätigkeit beim SC Paderborn in dieser Beziehung durchaus auf Erfolge verweisen kann.


Eine andere Möglichkeit, diese – schon seit dem Ableben unserer Vereinslegende Dixie Dörner – existierende Schwachstelle zu beseitigen, ist die Kooptierung. Der Jugendrat hat dafür unseren ehemaligen Profi, Trainer und Leiter des Nachwuchsleistungszentrums Jan Seifert vorgeschlagen, da er nach der Mitgliederversammlung das Mandat regulär neu besetzen möchte.

Ende gut, alles gut? Nein, dann wären wir nicht bei Dynamo. Just zu dieser Mitgliederversammlung stellt nun u. a. ein weiteres Urgestein und ehemaliges Aufsichtsratsmitglied Jens Hieckmann den Antrag, den Jugendrat ersatzlos abzuschaffen und die Kooptierung künftig auf ein einzelnes, durch den Ehrenrat zu besetzendes Mandat zu reduzieren. Über die Gründe wird heftig spekuliert, denn die dargelegte Begründung mag keinen so richtig überzeugen. Die Streichung des Jugendrates wäre, so sie beschlossen wird, die gravierendste Strukturveränderung innerhalb der SGD seit 2001 (dem Beschluss der sogenannten neuen Satzung) und nicht nur die Mitglieder der seit drei Jahren arbeitenden Satzungskommission rieben sich bei Bekanntwerden verwundert die Augen ob dieses Ansinnens.


Dem Präsidium möchten wir abschließend noch mit auf den Weg geben, daß die Gründung eines Wirtschaftsrates sicher ein ehrenvolles Unterfangen ist, die allermeisten dieser Herren (und Damen?) welche da aktiviert wurden, aber auch dem Aufsichtsrat gut zu Gesicht gestanden hätten.
Wie eingangs gesagt: Die Hoffnung auf einen guten neuen Aufsichtsrat ist da und stirbt hoffentlich nicht zuletzt – sondern gar nicht.

Zu erwähnen ist natürlich noch ein brisanter Antrag der aktiven Fanszene mit den durchaus prominenten Antragstellern Danny Graupner und Toni Betke, welcher den Teufelskreis der Bestrafung für Pyro-Aktionen durch den DFB zum Inhalt hat. Die Geschäftsführung und der Verein insgesamt sollen sich zukünftig aktiv dafür einsetzen, die Sanktionspolitik der diesbezüglichen Bestrafung durch den DFB zu verändern und endlich Vernunft im Umgang mit Pyrotechnik als Fankultur walten zu lassen. Man kann von der Annahme dieses Antrags ausgehen. Eine Entkriminalisierung könnte auch zu mehr Sicherheit im Umgang damit führen.
Ob eine Zustimmung auch dem Antrag zur Einsetzung einer temporären Arbeitsgruppe zur Zukunft des Jugendrates beschieden sein wird, ist stark abhängig davon, wie die bereits erwähnte Satzungsänderung von der Mitgliederversammlung abgestimmt wird.
Unter dem Strich bleibt also alles so, wie von Volkmar Köster treffend beschrieben: „(Dynamo) Dresden ist anders“. Aber der Besuch der Mitgliederversammlung am 15.11.2025 um 10 Uhr im Congress-Centrum Dresden sollte sich für alle Mitglieder – trotz des auch im übertragenen Sinne tristen Novemberwetters ob der vielen interessanten Themen lohnen!