Ein magerer Punkt aus zwei Heimspielen und eine versaute Geburtstagsparty. Eine ernüchternde Bilanz der letzten beiden Spieltage. Das Trauma der letzten beiden Jahre macht sich verstärkt in den Magengruben der Dynamofans bemerkbar, so wie nach einer verlorenen Kneipenprügelei.
Bei Einigen beginnen die Nerven zu flattern, nachdem ausgerechnet der VFL Osnabrück mit einem Lucky-Punch in den Schlußminuten die Geburtstagsfeier im Rudolf-Harbig-Stadion sprengte. Die Reaktionen danach reichten von Frust und Rotzigkeit (Kapitän Kutschke) bis zur Schönrederei (Trainer Stamm). Aber wo liegen die Ursachen? Viele verorten den Fehler beim Trainer, welcher trotz der Ausfälle von Sapina, Risch und Hoti von Beginn an nicht die erste Garde aufs Feld schickte. Die Wettanbieter senkten nach Bekanntwerden unserer Startaufstellung (laut Beobachtung der Sportwetten-Enthusiasten) die Quote für einen Sieg des VfL Osnabrück.Viele Fans sahen dies ähnlich und werfen dem Trainer vor, daß er im Saison-Endkampf nicht von Beginn an die Leistungsträger Daferner und Hauptmann auflaufen ließ.
Das Kind ist zwar im Brunnen aber noch nicht verloren. Dank der ebenfalls schwächelnden Verfolger aus Saarbrücken und Cottbus haben wir nach dem 33. Spieltag immernoch vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, den mittlerweile der FC Saarbrücken von den aktuell desaströs aufspielenden Lausitzern übernommen hat. Kühle Rechner haben angesichts der fatalen letzten beiden Jahre trotzdem noch kein Deja Vue, weil die Ausgangskonstellation noch eine etwas andere ist. 2023 befanden wir uns mit 60 Punkten nach dem 34. Spieltag bereits drei Punkte hinter dem Reliplatz, holten aus den letzten vier Spielen noch neun Punkte und wurden zum Schluß nur Sechster. Im letzten Jahr fand der 34. Spieltag für uns ebenfalls am 20. April statt und wir befanden uns nach der blamablen 0:2 Heimniederlage gegen Viktoria Köln mit 55 Punkten auf Platz 4, ebenfalls drei Punkte hinter dem Relegationsplatz, wieder. Wir holten dann noch sieben Punkte aus den letzten vier Begegnungen und verfehlten mit 62 Punkten Platz 3 um einen einzigen Zähler.
In diesem Jahr ist unsere Ausgangsbasis komfortabler. Noch grüßen wir von der Tabellenspitze, hart verfolgt von starken Bielefeldern und vier Punkte vor den Saarbrückern, bei denen wir am kommenden Sonntag, wieder an einem 20. April, am Rande Frankreichs antreten dürfen. Ein Sieg dort wäre die halbe Miete zum Aufstieg, da wir den Vorsprung auf den Relegationsplatz um einen Punkt (bei einem gleichzeitigen Sieg von Cottbus) bis drei Punkte ausbauen könnten. Und selbst bei Remis oder Niederlage befänden wir uns mit mindestens einem Punkt Vorsprung noch auf einem direkten Aufstiegsplatz. Dazu muß die Truppe aber bis ins letzte Glied verinnerlichen, worum es jetzt geht.
Das demnächst ausverkaufte letzte Heimspiel am 17. Mai gegen den designierten Ligaabsteiger aus Unterhaching könnte dann, genau vier Jahre und einen Tag nach dem denkwürdigen 16. Mai 2021, Dresden wieder erbeben lassen. An diesem Tag gewannen wir das Corona Geisterspiel gegen Türkgücü München und sicherten damit den Aufstieg in die 2. Liga. Mehr als 5.000 Dynamofans verfolgten aus dem Stadion gegenüberliegenden Großen Garten das Spiel. Das Stadion und die Lennéstraße wurden derweil „beschützt“ von 1.100 Polizisten, welche die sächsische Coronaschutzverordnung und das Stadionbetretungsverbot durchsetzen sollten. Der Rest ist bekannt und das Datum 16. Mai 2021 reihte sich in die Dynamochronik neben den 20. März 1991 und den 1. September 2002 „würdig“ ein.
30 Jahre nach dem Lizenzentzug und dem Zwangsabstieg aus der Bundesliga haben es die treuen und leidensfähigen Dynamofans aber endlich wieder verdient, gemeinsam mit den Spielern und sportlich Verantwortlichen ausgelassen zu feiern.