Bericht zum Spiel Hansa Rostock gegen Dynamo Dresden
Das Aufeinandertreffen von Dynamo Dresden und Hansa Rostock sorgte sowohl auf als auch neben dem Platz für Gesprächsstoff. Als satirischer Höhepunkt bleibt jedoch das Interview von Dynamo-Stürmer Stefan Kutschke nach Spielende gegenüber dem NDR in Erinnerung, das zum eigentlichen Highlight des Tages avancierte.
Ereignisse abseits des Platzes
Zu Beginn der zweiten Halbzeit kam es im Gästeblock zu einem unschönen Vorfall: Polizeibeamte setzten im Pufferbereich wahllos Pfefferspray über die Plexiglaswände ein, was bei mehreren Hansa-Fans zu Verletzungen führte. Eine Frau soll zudem von einer abgelenkten Rakete am Kopf getroffen worden sein, blieb aber offenbar unverletzt. Die Vorfälle sorgten für Aufsehen und wurden auch in den sozialen Medien intensiv diskutiert. Weitere Details zu Verletzten sind derzeit noch nicht genau bekannt. Außerhalb des Stadions blieb die Lage ruhig. Dank des organisierten Pendelverkehrs mit Bussen kam es zu keinen direkten Begegnungen zwischen den Fangruppen. Der Sammelparkplatz am Hauptbahnhof war abgeriegelt, und die An- sowie Abreise verlief reibungslos. Lediglich vereinzelte Hansa-Anhänger wurden als „Späher“ an den Autobahnen gesichtet.
Sportliche Analyse
Auf dem Rasen bot das Spiel wenige Höhepunkte. Dynamo Dresden unterlag Hansa Rostock mit 0:1 – ein Ergebnis, das man so hinnehmen muss. Die Leistung der Dresdner war insgesamt enttäuschend, insbesondere im Vergleich zum starken Auftritt gegen 1860 München in der Vorwoche. Die erste Halbzeit verlief sportlich mäßig, und obwohl sich das Team in der zweiten Hälfte steigerte, fehlten zwingende Akzente. Von den sogenannten „Ballzauberern“ kam kaum Kreativität, und es mangelte an der nötigen Entschlossenheit, ein Derby mit vollem Einsatz zu bestreiten. Hansa Rostock nutzte die Schwächen der Gastgeber effektiv aus und sicherte sich den Sieg.
Fazit
Das Spiel wird weniger wegen der sportlichen Leistung als vielmehr wegen der Ereignisse drumherum in Erinnerung bleiben. Der Einsatz von Pfefferspray sowie die dilettantischen organisatorischen Maßnahmen im Stadion überschatteten das Geschehen auf dem Platz. Die Gewalt gegen Menschen trübte den Tag erheblich.
Für Dynamo Dresden bleibt die sportliche Erkenntnis, dass in einem Derby mehr Leidenschaft und Engagement gefragt sind, um die Fans zu begeistern und erfolgreich zu sein. Der Tag hinterließ bei den Anhängern einen faden Beigeschmack.
Erfreulich ist, dass unser Geschäftsführer Stephan Zimmermann klare Position gegenüber der Öffentlichkeit bezogen hat. Wir sind sicherlich keine Engel, doch was am Samstag auf und neben dem Platz als Gastgeber an verantwortungsloser Gefährdung von Personen zugelassen wurde, hat ein außergewöhnliches Maß erreicht.
Natürlich greifen die Medien nun zu alten Ritualen. Man hinterfragt zwar das Sicherheitskonzept der Rostocker, das neben den Vorgängen auf den Rängen auch einen kommentar- und folgenlosen Angriff mit Leuchtspurmunition auf einen Dresdner Spieler vor Anpfiff zuließ. Doch die Kritik wird mit dem Vorschlag gekrönt, die überforderten Vereine mit Punktabzügen als ultima ratio zu bestrafen. Damit könnte man Fußballspiele bald unter dem Dach der Glücksspielindustrie austragen. Die vierte Gewalt im Staat scheint genauso ideenlos zu sein, wie das Spiel von Dynamo im Ostseestadion an diesem Wochenende.




Augenzeugenbericht:
Die erste Halbzeit war noch relativ entspannt. Auf beiden Seiten hörte man zwar das übliche Gepöbel – vor allem vom Hansa-Sitzplatzbereich rechts vom Auswärtsblock rüber zu uns –, aber nichts Wildes. Unsere Ultras kamen erst so 15 Minuten später in den Block, da war noch kein großes Drama am Start. Alles noch im Rahmen.
Dann der Einlauf zur zweiten Halbzeit – und plötzlich explodierte alles. Von links, aus dem Hansa-Suptrablock, fing der Leuchtspur- und Raketenbeschuss an. Erst vereinzelt, aber dann wurde es massiv. Auf der rechten Seite unseres Dynamoblocks brach bei einigen Panik aus, vor allem bei den Frauen. Die sind dann hektisch rausgerannt, haben den Block so schnell wie möglich verlassen. Von uns kam erstmal keine Reaktion, während die Polizei anrückte. Die sind links in den Pufferblock rein, wahrscheinlich um einen Sturm auf unseren Block zu stoppen. Erst da wurde die Plexiglaswand zerstört – keine Ahnung, von wem genau.
Die Polizei hat dann mit Pfefferspray geantwortet, aber nicht gezielt, sondern einfach wahllos über die Bande gesprüht. Der Beschuss aus dem Suptrablock ging trotzdem weiter. Viele Raketen blieben in den Fangnetzen hängen oder wurden vom Stadiondach abgelenkt. Und dann fing auch noch der Sitzplatzbereich rechts vom Auswärtsblock an, Raketen auf uns abzufeuern. Da standen die Hansa-Fans einfach und haben unbehelligt ihr Ding gemacht – keine Ordner, keine Polizisten weit und breit. Das war echt krass: Kurz vorher hatten die Ordner, Zivis und Bereitschaftspolizei den Pufferblock rechts verlassen – Zufall oder was?
Durch die Öffnung links, wo die Plexiglaswand inzwischen komplett weg war, flogen von unserer Seite ein paar Böller und Bengalos Richtung Polizei. Raketen oder Leuchtspur hab ich von uns aber nicht gesehen, das kann ich so nicht bestätigen.
Den Rest kennt ihr ja. Für mich steht fest: Hansa hat massiv mit Raketen auf uns geschossen, von beiden Seiten – Steh- und Sitzplatzbereich. Der Ordnerdienst hat da null reagiert, keine Ahnung, warum die nicht eingeschritten sind. Die Polizei hat sich hauptsächlich auf uns Dynamofans gestürzt, mit Pfefferspray ohne Ende. Gegen Hansa? Fehlanzeige.
Die Abreise war dann überraschend ruhig. Am Vorplatz, wo wir in die Busse gestiegen sind, lief alles entspannt ab. Die Dynamofans waren geduldig, kein Stress, kein Gepöbel von Hansa – die waren einfach weg. Wir saßen im letzten Pendelbus zum Hauptbahnhof, und auch da: keine Hansa-Anhänger in Sicht, weder am Bahnhof noch auf der Strecke. Eigentlich hatten wir mit mehr Initiative von denen gerechnet, aber nichts los.


