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Herbstblues

  • Beitrags-Kategorie:Meinungen / Vereinsleben
  • Lesedauer:3 min Lesezeit

(mit aktuellem Update)

Niederlage bei den Babyborussen, klägliches Sachsenpokal-Aus in Chemnitz. Die letzte und vorletzte Saison grüßen den Herbst 2024. Auch im 3. Jahr ist von einer nachhaltigen Entwicklung der Mannschaft nichts zu spüren. Noch behaupten wir einen Aufstiegsplatz, aber wieviel das am 38. Spieltag wert ist, wurde uns in den beiden letzten Spielserien eindrucksvoll deprimierend nachgewiesen.

Und in diese Grundstimmung hinein nähert sich die alljährliche Mitgliederversammlung (16. November) deren Einladung die Mitglieder in den kommenden Tagen erhalten sollten. Ein Antrag darin wird lauten: Erhöhung des Mitgliedsbeitrages von derzeit 72 auf 90 Euro (oder mehr). Erhöhung um 25 % oder gar 33% klingt viel, Erhöhung um 18 Euro sind hingegen für die allermeisten Mitglieder kein Beinbruch. Dafür bekommt man eine Mahlzeit in der Dorfkneipe oder das Recht, sich einen Monat lang öffentlich-rechtlich unterhalten und desinformieren zu lassen.
Bedenkt man, was sich seit der letzten Erhöhung vor mehr als 13 Jahren preislich so alles getan hat. Der Preis der Mitglieder Jahreskarte im K-Block stieg in der Zeit von 130 auf 190 Euro, der des Saisontrikots von 50 auf 85 Euro. Von Preisen für Bier und Bratwurst ganz zu schweigen. Die letzte Beitragserhöhung diente auch dem Zweck, angesichts der damaligen katastrophalen Kassenlage, die Einnahmesituation bei Dynamo zu verbessern. Und das zu einem Zeitpunkt, als die Initiative Dynamo 5.000 wegen Erfolges der Aktion (erreichen der Anzahl von 5.000 Vereinsmitgliedern) die Tätigkeit einstellen konnte. Die damalige Mehreinnahmen von jährlich 60.000 Euro waren zwar eher symbolisch, aber mit einem Signal an die Stadt und die Unterstützer, daß die Mitglieder auch ihren finanziellen Teil zur Finanzstabilisierung und Entschuldung beitragen. Was später durch 2 Sonderumlagen im Rahmen der Komplettentschuldung nochmal geschah.
Aktuell haben wir ca. 30.000 Vereinsmitglieder (wir werden auch weiter in unseren Texten meist das generische Maskulin dafür verwenden) und die Erhöhungssumme würde mehr als eine halbe Mio. Euro ausmachen. Das wäre in Ordnung, würde uns das Wasser bis zum Hals stehen, wir infrastrukturell zu rigiden Sparmaßnahmen gezwungen sein oder Flaute bei Ticket- und Merchandisingeinnahmen haben. Angesichts des Luxus´ von drei Geschäftsführern, Beraterhonoraren mit sechsstelligem Volumen und schwarzen Zahlen in den jährlichen Bilanzen, kommt dieses Ansinnen zur Unzeit. Gerade auch, weil das gemeine Mitglied seit ca. 2 Jahren mit exorbitanten Preisexplosionen an Supermarktkassen, Tankstellen, bei Energieversorgern und Dienstleistungen konfrontiert wurde und wird. Die mutmaßliche Begründung des herbeigesehnten Spielbetriebes einer zweiten Mannschaft soll über diese ideelle Komponente dann die Bereitschaft zur Zustimmung herstellen. Nur zur Erinnerung: Es gab Zeiten, da hatten wir 4 Männermannschaften und bis zu 15 Nachwuchsmannschaften im Spielbetrieb.
Mitgliedsbeiträge zählen zum Tafelsilber jedes Vereins. Wir finden, daß es einen verdammt guten Grund dafür geben sollte, um dieses ideell hochrangige Gut abzurufen. Niemand verlangt, daß wir uns zu Tode sparen, aber als quasi reichster Verein der 3. Liga was die Einnahmeseite betrifft, sollten zuerst Positionen auf der Ausgabenseite hinterfragt werden, bevor man die heilige Kuh „Mitgliedsbeitrag“ zur Schlachtbank führt.

Update 17.10.2024 – Offenbar haben Rücksprachen und Proteste im Vorfeld der Vorbereitung der Mitgliederversammlung dazu geführt, daß der Antrag auf Beitragserhöhung in diesem Jahr nicht zur Abstimmung gestellt wird. Gut so und erfreulich, daß diesbezüglich Lern- und Kompromißbereitschaft seitens der Agierenden besteht.