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Präsidialer Abgesang

  • Beitrags-Kategorie:Meinungen / Vereinsleben
  • Lesedauer:6 min Lesezeit

Die Mitgliederversammlung 2024 ist seit nunmehr zehn Tagen auch wieder Geschichte. Die sechsjährige Präsidentenära des Holger Scholze ebenso.

Vor sechs Jahren (10/2018) vom Aufsichtsrat kommissarisch berufen, von der Mitgliederversammlung im selben Jahr gewählt und 2023 mit dem geringsten Stimmenanteil aller in diesem Jahr gewählten Vertreter noch einmal bestätigt, warf Holger Scholze am Abend der Mitgliederversammlung am 16.11.2024 das Handtuch.

Sechs Jahre Amtszeit sind für einen Gremienvertreter, insbesondere den Präsidenten bei Dynamo, schon eine ordentliche Hausnummer. Zwei Jahre mehr erreichte nur sein Vorgänger Andreas Ritter, welcher zusammen mit seinen beiden Vizes, dem Ehrenratsvorsitzenden und einem Aufsichtsrat im Rahmen der Wiederinthronisierung von Ralf Minge von ihren Ämtern zurücktraten. Ein nach wie vor schwerer menschlicher Verlust an Vereinsintegrität. Vor allem, wenn man bedenkt, wie die folgende Ära Minge in der Geschäftsführung endete.

Auf Holger Scholze wurde man durch seine Eloquenz, Moderatorenfähigkeiten und sein kurzzeitiges Engagement als Teilzeitpressesprecher aufmerksam. Einhergehend mit der Hoffnung, er führt Dynamo in der Außendarstellung durch ruhigere Gewässer. Was er in den ersten Jahren auch recht gut praktizierte, und wichtiger noch, auch mit den Mitgliedern kommunizierte. Die „Corona-Maßnahmen-Jahre“ brachten nicht nur alles durcheinander, sondern stellten vieles auf den Kopf, was Vereinszeremonien und Spieltagabläufe, Repräsentationen und Vereinspflichten betraf. Statt zu gestalten oder auch im Sinne der Fans zu intervenieren, waren die Jahre eher im Sinne von Amtsverwaltung geprägt. Geschäftsführung und Präsidium müssen sich in dieser Zeit zudem mit der kläglich gescheiterten digitalen Mitgliederversammlung und einer eher an einen Maskenball erinnernden nachgeholten Hauptversammlung in Verbindung bringen lassen. Schnell stellte sich zudem heraus, daß der Präsident bei öffentlichen Auftritten eine Art Rosinenpickerei betrieb und seine Auftritte dort erfolgten, wo größtmögliche mediale Präsenz zu erwarten war. Dies nicht ohne eigennützige Motivation; schließlich braucht ein TV-bekannter Börsenanalyst auch eine Präsentationsbühne, welche er offensichtlich immer mehr in unserem populären Traditionsverein sah. Irgendwann versch(m)olzen Mittel (präsidiales Amt) und Selbstzweck (Repräsentation von Anlagegesellschaften) ineinander. Die anderen Aufgaben als Fleißarbeit und Präsenz beim eigentlichen Klientel – den Fans und Mitgliedern – blieben derweil bei den beiden Vizepräsidenten hängen.

Präsidiale Auftritte ohne die Farben des Vereins zu zeigen, welchen er repräsentiert, eigenartiges Selbstverständnis seiner Befugnisse sowie gutsherrenartig anmutender Umgang mit Vereinsinstrumenten wie der Ehrenmitgliedschaft oder Vereinseinrichtungen brachten ihm letztendlich mehr als ein halbes Dutzend Ehrenratsverfahren innerhalb des Vereins ein. Auch die willkürliche Neuvergabe von Mitgliedsnummern im Rahmen einer Neuordnung der Mitgliederdatenbank, besonders bei Mitgliedern der ersten Stunden, war dem Vereinsfrieden nicht besonders dienlich. Der Ehrenrat befand dann auch über einige grobe Verletzungen. Bereits vor seiner ersten Wiederwahl im Jahr 2021 erhielt Holger Scholze einen Verweis mit 250 Euro Ordnungsstrafe wegen Schleichwerbung unter Nutzung von Vereinsinsignien. Bereits dort nutzte er seine medialen Kontakte in der Region, um den Konflikt nach außen zu tragen. Wohlwissend, daß die regionalen Schreiberlinge diese Vorlage dankbar nutzen werden, um die Narrative der dynamischen Störenfriede und die vermeintlich verkrustete Gremienstruktur wieder bedienen zu können. Durch eine derartige Reinwaschung seiner Verfehlungen und sich selbst in der Opferrolle präsentierend, sorgte er dafür, daß Dynamo mit seinem Vereinsleben und -strukturen in der Öffentlichkeit als „Chaosverein“ dargestellt wurde. Wer das eigene Ego so über den Verein stellt, sollte den Verein am besten gar nicht erst repräsentieren. Diese Sache schlief medial aber schnell wieder ein. Einen Lerneffekt aus dem Verfahren gab es bei Holger Scholze dennoch nicht. Seine Präsenz im Stadion zu den Spieltagen nahm ab, was auch im VIP Bereich für Irritationen sorgte. Kommunikation mit den Mitgliedern erfolgte selten, im Mitgliederforum gar nicht mehr.

Im Jahr 2023 versprach er im Stile eines Entertainers im Überschwang dem Komponisten Bernd Aust (komponierte und produzierte vor 35 Jahren den heute noch gespielten Song „Wir sind der 12. Mann“) die Ehrenmitgliedschaft im Verein. Das tat er jedoch ohne sich dessen bewußt zu sein, daß für diese Ehrung einige Grundvoraussetzungen erfüllt sein müssen und daß darüber ausschließlich die Mitglieder entscheiden. Der Versuch von Vereinsmitgliedern, diese Übergriffigkeit im Vorfeld vereinsintern abzuräumen und Schaden an Verein und den Personen zu verhindern, scheiterte am Ego und der Uneinsichtigkeit von Holger Scholze, was Dynamo und Bernd Aust sowie unser Instrumentarium „Ehrungen“ stark beschädigte. Letztendlich das Faß zum Überlaufen brachte eine wiederholte Nutzung von Vereinseinrichtungen für eigene gewerbliche Zwecke, welche trotz „Wiederholungstat“ und Feststellung anderer Satzungsverletzungen vom Ehrenrat nur mit Verweis und Geldstrafe in Höhe von 1.000 Euro geahndet wurde. Scholze ließ sich in den Verfahren durch einen (in den ersten Verfahren vom Verein bezahlten) Anwalt, bzw. wo es das Präsidium als Gremium betraf, durch einen Vizepräsidenten vertreten und scheute selbst die persönliche Konfrontation. Und natürlich waren wieder „die anderen“, insbesondere der Ehrenrat und profilierungssüchtige Mitglieder, Schuld, daß er Opfer einer Kampagne wurde. So diktierte es der wankende Präsident den Journalisten der Dresdner Presselandschaft aufs Papier bzw. in die Tastatur. Die Strafzahlung wurde verweigert. Und so kam es, wie es kommen mußte; seine Mitgliederrechte ruhen bis zur Begleichung analog einer nicht beglichenen Beitragszahlung. So sieht es unsere (wie quasi jede) Vereinssatzung, welcher sich jedes Vereinsmitglied beim Vereinseintritt unterwirft, eben vor. Der letzte Versuch per vorgeschicktem Antragsteller, das Urteil des Ehrenrates durch die Mitgliederversammlung aufheben zu lassen, scheiterte. Auch, weil in der Diskussion herauskam, daß eine angebliche Genehmigung der besagten Firmenpräsentation in den Räumen der SGD durch Geschäftsführer Stephan Zimmermann niemals vorgelegen hat. Ein Paukenschlag im Laufe der Diskussion; hatte Holger Scholze doch gegenüber dem Ehrenrat und auch der Mitgliederversammlung genau das behauptet. Doch kannte der sich erst seit fünf Tagen im Amt befindliche Stephan Zimmermann den Präsidenten noch gar nicht und gestand freimütig, dieses Telefonat nie geführt und dementsprechend auch keine Genehmigung erteilt zu haben.  Auch aufgrund dieser offenkundigen Lüge des Präsidenten stärkten die Mitglieder den Ehrenrat und wiesen den Antrag als unzulässig zurück. Nur wenige Stunden später warf Holger Scholze sein Amt endgültig hin. Nicht jedoch, ohne seinen Medienkumpels noch etwas in die Feder zu diktieren und sich wieder als Opfer unseres Vereins darstellen zu lassen.

Wieder endet eine Präsidentenära unrühmlich. Für Scholze rückt nun CDU-Stadtrat Peter Krüger ins Präsidium. Eine interne Wahl des SPD-Anwalts Michael Bürger zum Präsidenten gilt als naheliegendste Variante, sollten die Mitglieder nicht doch noch durch die populärste Lösung, Ronny Rehn, überrascht werden.