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Von Aue über Halle bis Zwickau

  • Beitrags-Kategorie:Meinungen
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Was wie ein DDR Oberliga Nostalgietrip klingt, wird in der kommenden Saison Liga-Alltag. Wäre der VfB Oldenburg nicht so ein wahnsinniger Spielverderber, dürften wir uns 2022/2023 sogar wieder mit dem ehemaligen Erzfeind – dem BFC Dynamo – über alle Halbzeiten sportlich messen. Jedem Mißgeschick muß man doch auch etwas Gutes abgewinnen können … Trotzdem: Wie konnte das nur passieren?

Die Pyrofeuer auf dem Rasen sind verloschen, Tränen der Wut und Trauer getrocknet und dennoch will sich nicht wirklich ein trotziges Gefühl im Sinne „JETZT erst recht“ einstellen. Diejenigen, welche die volle Verantwortung für das sportliche Desaster tragen, dürfen weiterwursteln. 3 gechasste Trainer und etliche Fehleinkäufe stehen neben dem (verdienten) Abstieg als Bilanz auf der „Haben“-Seite. Statt 8,5 Mio Fernsehgeldern nur noch 1,1 Mio. Um den so wichtigen sofortigen Wiederaufstieg anzupeilen, dürfte sich jedoch am Gehaltsgefüge der Burschenschaft, welche künftig das runde Leder im Namen unserer Farben malträtieren darf, nicht allzuviel ändern.

Keine 72 Stunden nach dem Versagen in der Relegation verkündet die trotzdem weiterbeschäftigte sportlichen Abteilung: Wiederverpflichtung von Stefan Kutschke. Jenem nunmehr stolze 33 Jahre alten Stürmer, welcher sich zuerst bei RB Leipzig in der Regionalliga einen Namen machte, dann in der Bundesliga sich bei Wolfsburg, Paderborn und Nürnberg nicht durchsetzen konnte, ehe er in Dresden zumindest sportlich in der 3. Liga für eine Saison seine Leistung brachte. Dies ist jetzt mehr als 5 Jahre her. Schon damals hatte seine Vita mit dem Engagement beim Fuschl Konzern und sein generelles Auftreten unsere Fanszene auf eine harte Probe gestellt. Sein geräuschvoller Abgang und seine mit grellen Pfiffen bedachten Gastauftritte im Rudolf-Harbig-Stadion mit dem FC Ingolstadt sollten den Fans (und Vereinsverantwortlichen) eigentlich noch in Erinnerung sein. Und mit dem FC Ingolstadt, für den er sich trotz damaliger Offerte aus Dresden im Jahr 2017 statt für uns entschied, hat er in der vergangenen Saison als Mannschaftskapitän nicht wirklich was gerissen. Mit nur 21 Punkten gingen die Herren aus der Stadt der Audis mit der roten Laterne in der Hand uns zeitig voraus in Liga 3. Sportlich also noch lange kein Garant für Erfolg und menschlich nicht wirklich identitätsstiftend. Hoffentlich war man bei uns wenigstens so schlau, einen stark leistungsorientierten Vertrag zu gestalten.

Trotz Verträgen werden wir aber die wenigen Leistungsträger und Talente wie Broll und Königsdörfer nicht halten können. Ex-Knipser Daferner hatte ohnehin nur Vertrag für Liga 2. Sportdirektor und Chef-Scout stellen also nun mit dem Segen des Aufsichtsrates eine Mannschaft zusammen, welche sie dann dem Trainer Nummer 7 der letzten 4 Jahre vorsetzen werden. Und das alles, weil man vor der Relegation vergessen hatte, rechtzeitig die Reißleine beim letzten Trainerfehlgriff zu ziehen.

Wenn das Vertrauen in die sportliche Leitung kaum noch vorhanden ist, bleibt uns also nichts anderes übrig, als Becker, Walter und Co. sarkastisch zuzurufen. „Überrascht uns doch mal wieder …“

Immerhin, nach zwei Jahren bietet der Verein endlich wieder Dauerkarten an. Mit Blick auf den virologischen Herbst und vor dem Hintergrund galoppierender Preise wird sich zeigen, wie wertbeständig diese Treue-Anlage auf der nach unten offenen lauterbachschen Skala sein wird.

(Bildvorlage: Lizenz: Creative Commons (Attribution 3.0) www.welovesolo.com