Auf Dich Dixie

Heute, am 25. Januar vor 72 Jahren wurde, gut zwei Jahre vor der Gründung der SG Dynamo Dresden, Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner in Görlitz geboren. 6 Tage vor seinem 71. Geburtstag hat er uns im vergangenen Jahr nach schwerer Krankheit verlassen müssen. Als einer der bekanntesten, wenn nicht überhaupt DER bekannteste Fußballer der DDR, oft auch als Beckenbauer des Ostens bezeichnet, hat er von Ende der 60er bis Mitte der 80er Jahre den Fußball bei Dynamo und in der DDR geprägt. Seine zahllosen Erfolge und seine großartige Persönlichkeit sollten entsprechend bekannt sein, weswegen wir an dieser Stelle nur auf diese verweisen wollen.

Wir möchten seinen Geburtstag heute zum Anlaß nehmen, um einerseits an Ihn zu denken, andererseits zu reflektieren, was in Sachen überfällige Ehrung und Würdigung dieses besonderen Menschen und einzigartigen Fußballers seit seinem Ableben passiert ist:

Stadt Dresden: Im Februar 2020 wurde seitens einiger Dynamofans eine Petition zur Erteilung der Ehrenbürgerschaft für Dixie iniziiert, um einen Vorschlag/Antrag der Freien Wähler, Dixie Dörner im Jahr 2020 zum Ehrenbürger Dresdens zu ernennen, auf eine noch breitere Basis zu stellen. Auch Ralf Minge und Ulf Kirsten unterstützten den Vorschlag, etwa 1.000 Unterstützer zeichneten diese Petition mit. Im Jahr 2020 feierte Dixie Dörner seinen 70. Geburtstag und war als gewählter Aufsichtsrat der SG Dynamo Dresden ehrenamtlich tätig.

Die Behandlung der Petition im Petitionsausschuß im Juli 2020 wurde vertagt bis zur ebenfalls vor sich hergeschobenen Entscheidung über die Verleihung der Ehrenbürgerwürden im Jahr 2020 im Dresdner Stadtrat. Eine Entscheidung darüber gab es im Jahr 2020 nicht. Man mag mutmaßen, ob es an den coronabedingten Einschränkungen auch in der parlamentarischen Arbeit, ein Spekulieren auf ein möglichst populäres Wahlkampfthema anläßlich der Bürgermeisterwahl 2021 oder schlichtweg Entscheidungsunwilligkeit im Stadtrat und der Verwaltung war. Mit dem Tod von Hans-Jürgen Dörner am 19. Januar 2021 war das Thema Ehrenbürgerschaft vom Tisch, da die Ehrenbürgerwürde in Dresden nur zu Lebzeiten des zu Würdigenden verliehen werden kann. Nach Dixies Tod im Zuge der riesigen und ergreifenden Anteilnahme überboten sich Politiker aller Schattierungen mit Vorschlägen zur Ehrung unseres Ehrenspielführers.

8. Februar 2022 – Antrag der Linksfraktion zur posthumen Verleihung der Ehrenbürgerwürde, Benennung einer Straße, Errichtung eines Denkmals und einer Erinnerungstafel, Stiftung eines Pokals

11. Februar 2022 – Antrag FDP und Freie Wähler zur Umbenennung der Lennéstraße in Dixie-Dörner-Straße

16. Februar 2022 – Antrag der CDU Antrag auf angemessene Ehrung in Form der Auslobung eines Stipendiums und der Benennung einer Straße nach Dixie Dörner

Der letzte Stand bezüglich einer Ehrung in der Stadt Dresden wird hier in dieser Pressemitteilung des Rathauses vom gestrigen Tag (24.01.2023) dokumentiert. Wir nehmen es vorweg. Auch am 72. Geburtstag von Dixie ist seitens der Stadt Dresden außer vielfältigen Willensbekundungen noch nichts passiert. Schlimmer noch, nach der verpassten Verleihung der Ehrenbürgerwürde (nur) zu Lebzeiten, ist die Bennennung einer Straße oder eines Platzes frühestens 5 Jahre nach dem Ableben möglich. Daß die Satzung der Stadt Dresden so umgeschrieben wird, daß entweder die posthume Verleihung von Ehrenbürgerwürden oder die Benennung von öffentlichen Plätzen ohne Fristen möglich werden, das ist in der aktuellen Konstellation des Dresdner Stadrates eher unwahrscheinlich. Es bleibt zu konstatieren: Ehrung durch die und in der Stadt Dresden: Wiedervorlage im Januar 2027.

Stadt Görlitz: Unmittelbar nach Dixies Tod gab es bei Görlitzer Vereinen, im Stadtrat und durch Oberbürgermeister Octavian Ursu sofort konstruktive Vorschläge zur Ehrung des Ausnahmesportlers in seiner Geburtsstadt. Umbenennung von Straße, Platz oder Sportstätten. Es sah anfangs sehr vielversprechend aus, daß dazu im Jahr 2022 eine Entscheidung gefällt werden konnte. Umbenennung des Teils der Parsevalstraße (führt am Stadion der Freundschaft vorbei) oder des Brautwiesenplatzes in der Nähe seines Elternhauses? Umbenennung des Stadions der Freundschaft, der „Jungen Welt“ oder des Sportplatzes Biesnitz, wo Dixie als Kind seine ersten Bälle in die Maschen hämmerte. Aus der ursprünglichen Görlitzer Ehrungseuphorie wurde binnen eines Jahres Ernüchterung und kommunales Taktieren. Eine Entscheidung ist auch hier erst einmal in weite Ferne gerückt. Ernüchterung an der Neiße wie an der Elbe.

Dynamo: Immerhin ist auf die Dynamofans und -mitglieder Verlaß. Die Dynamomitglieder verliehen ihm als erstem (von mittlerweile 9 Spielern) die Ehrenspielführer-Würde und wählten ihn seit 2013 mehrfach in den Aufsichtsrat. Der Briefdienstleister und Dynamo Partner POST Modern legte zum 70. Geburtstag eine Sonderbriefmarke auf. Anläßlich dieses Ehrentages wurde die Westtribüne (früher umgangsprachlich die Hornbachtribüne) in Dixie-Dörner-Tribüne umbenannt. Die 2007 von Dynamofans gegründete Fußbanachwuchsstiftung Dresden wurde kurz nach dem schmerzlichen Ableben von Dixie im vergangenen Jahr in Dixie-Dörner-Stiftung umbenannt, um das Fußballidol zu ehren und den Stiftungszweck in seinem Sinn umzusetzen. Die SG Dynamo Dresden trat der Stiftung im November durch einstimmiges Votum der Mitgliederversammlung im letzten Jahr bei und erklärte eine jährliche Zustiftung. Dynamo TV produzierte eine 80 minütige Doku über Dixie Dörner. Zum ersten Todestag vergangene Woche gedachten ihm Fans, Stiftung, Verein und Prominente und natürlich die aktive Fanszene. Zumindest auf die Dynamofans ist Verlaß, wenn es darum geht, Mensch und Legende Dixie zu würdigen. Am 4.2. alle ins Stadion zu Ehren von Dixie und heute ein Gläschen auf den Jubilar, mit einem Lächeln im Gesicht in Erinnerung an seinen unglaublichen Spielwitzes, seine Schlitzohrigkeit und viele große Momente mit ihm in diesem Verein.

Neues Jahr, neues Glück, altes Leid…

Nach der extralangen Wüsten-WM-bedingten Winterpause rollen nun auch die Bälle in der 3. Liga wieder. Womit wir erstmal beim alten Leid wären. Zuhause ein Auftakt-Remis gegen den Tabellenletzten Meppen. Diesen Frust haben die Dynamofans also schon mal unbeschadet ins neue Jahr mit übernehmen können. Ungeachtet dessen zog es trotzdem bei hochwinterlichen Verhältnissen Hunderte Fans in den hohen Norden zum ersten Auswärtsspiel in Oldenburg. Auch Mitstreiter der IGSGD sind mit ihren Fanclubs mit am Start, wie obiges Foto (danke an Maik) dokumentiert.

Ein Jahr ist es nun her, daß uns Dixie Dörner für immer verlassen hat. Zum ersten Todestag wurde seitens des Vereins und der Fans, auch von uns, seinem Ableben gedacht und an seinem winterlich verziertem Grab mit Rosen und Lilien etwas Farbenfreude verbreitet. Es erinnert uns auch gleichzeitig daran, wie sehr uns aktuell bodenständige und engagierte Fußballerikonen aus einer erfolgreichen Ära im Verein fehlen. Mit Fachlichkeit, Menschlichkeit und hohem Ansehen bei den Fans. Wahrscheinlich war Dixie der letzte seiner Art.

In der Debatte um den jährlichen Zuschuß zum Stadionbetrieb durch die Stadt Dresden hat Dynamo ja mittlerweile viel erlebt. Bereits im vergangenen Jahr versuchten einzelne Stadträte den dringend benötigten Zuschuß zu torpedieren, zu blockieren oder an Bedingungen zu knüpfen, welche in die Vereinszwecke hineinreichen. Besonders vorgetan hat sich der grüne Stadtrat Torsten Schulze, welcher sich bei den Dynamofans mittlerweile den Beliebtheitsgrad von penetrantem Fußpilz „erarbeitet“ hat. Seine Vorstöße zur Streichung oder Minderung des Zuschusses sind in dieser Woche zumindest im Sportausschuß die Grenzen aufgezeigt worden. Ebenso ein SPD Antrag den Zuschuß von der Integration von Frauenfußball im Verein und weiter verstärkter Fanarbeit abhängig zu machen. Am 26. Januar entscheidet nun der Stadtrat aufgrund der Empfehlung des Sportausschusses, für die nächsten 2 Jahre jährlich 1,5 Millionen Zuschuß zum Stadionbetrieb im Haushalt einzustellen.

Wir werden sehen, was uns das Jahr 2023 nun bringt und wie wir es gemeinsam mit allen Dynamofans und den Gremien gestalten können. Sportlicher Erfolg, besserer Zusammenhalt und weiterhin viel Kreativität der aktiven Fanszene wären zum 70jährigen Vereinsjubiläum, welches wir dieses Jahr sicher gebührend feiern werden, sind angemessene Wünsche für das neue Jahr.

Nachlese zur Mitgliederversammlung

Danke an den alten und viel Erfolg für den neuen Aufsichtsrat

Auch wenn es sportlich alles andere als rosig aussieht, es ist gut zu wissen, daß Vereinsdemokratie mit allen Kontroversen noch so gut funktioniert. Dynamo Dresden befindet sich aber weiterhin in ziemlich stürmischen Gewässern mit vielen Unwägbarkeiten. Die Blicke der fast 25.000 Köpfe zählenden Vereinsmannschaft gehen zwar skeptisch in Richtung Kapitän und Steuermann, vertrauen aber dem Großteil der Offizierscrew. Gut, wir sind nicht Hansa Rostock und befinden uns auf keiner Kogge, aber diese maritime Metapher passt trotzdem ganz gut zur vergangenen Mitgliederversammlung.

Rund 750 Mitglieder waren im ICC anwesend. Eine illustre Mischung aus Spannung und Entspanntheit, Klassentreffen und Klassenkampf, Schaulaufen und einfach nur Dabeisein, kurzum: Vertraute typische Dynamo-MV-Atmosphäre. Eingeschlafene Gesichter gab es höchstens beim Blick auf die Getränkepreise im ICC. Was aber dem erfahrenen Dynamomitglied mittlerweile nix neues mehr ist und die Survivalstrategie deshalb schon seit Jahren aufs zuverlässige UD Mobil und eigene Depots ausgerichtet ist. Die Presse saß nach dem letzten Ausschluß „auf Bewährung“ mit im Saal. Da nach erfolgter Presseschau mindestens einer der Bleistift- und Tastaturakrobaten den Ernst der Lage immer noch nicht verstanden hat, liegt die Hand des Bewährungshelfers bereits an der Roten Karte.

Im Punkt 1 wurden die Beitritte zu zwei Körperschaften im Rahmen einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung behandelt. Der Beitritt zur Dixie-Dörner-Stiftung bekam eine beindruckende Einstimmigkeit, weil Ehrensache und aus dem Verein heraus geboren, Teamsport Sachsen erhielt eine größere Mehrheit an Ablehnung als es an Zustimmung bedurft hatte. Nicht nur die schlechte Vorbereitung in der Vorstandsetage, auch das Grundansinnen des Vereins, einige vakante Mitstreiter und Agierende mit denen man nicht viel Gemeinsamkeiten hat, sowie drohende finanzielle Untiefen im Satzungswerk dieses Vereins ließen den mündigen Vereinsmitgliedern keine Chance, als für Dynamo als den mitgliedsstärksten Verein in Sachsen dieses Kapitel gleich wieder zu beenden. Im besten Fall landet Teamsport Sachsen gleich wieder auf der Müllhalde der sächsischen SportPOLITIK. Stattdessen starteten die Ultras Dynamo eine Spontanspendenaktion zum avisierten Rückkauf des Fanshops, was zum Schluß der Veranstaltung sensationelle gut 1.600 Euro einbrachte. Tja-auch so und vor allem so geht sächsisch!…

Die Jahreshauptversammlung wurde vom Präsidenten und Versammlungsleiter Holger Scholze eröffnet moderiert. Mit der Erkrankung vom kaufmännischen Geschäftsführer fehlte eine der beiden absehbaren Reizfiguren dieser MV für die von der Mitgliedschaft geforderte „Tacheles-Rede“. Immerhin ist die Jahreshauptversammlung die einzige Möglichkeit für jedes Mitglied, einmal im Jahr Rechenschaft vom Vorstand einzufordern. Dazwischen ist dies nur dem Aufsichtsrat möglich, der in dieser MV auch zu diesem Zweck für 3 Jahre gewählt werden soll. Zum Anfang einer Mitgliederversammlung ist es guter Brauch, die erste Mannschaft samt Trainer zu präsentieren, angesichts des Wüsten-WM bedingten frühen Urlaubes der Profis und sicher auch der sehr durchwachsenen Saisonleistung unter allen Erwartungen war es schlicht gutes timing, daß es in diesem Jahr so nicht der Fall war. Bloß gut, daß es außerhalb der Profis auch noch Fußball im Verein gibt und zwar sehr erfolgreichen. Die U19 Junioren stehen derzeit auf einem sensationellen Rang 2 der Bundesliga und hatten es sich redlich verdient, von den anwesenden Mitgliedern frenetisch mit standing ovations gefeiert zu werden. Das kam allseits von Herzen, machte stolz auf die jungen Kämpfer in unseren Farben und auch auf eine jahrelange ausgezeichnete Jugendarbeit. Wir hoffen, daß dem einen oder anderen Nachwuchskicker ebenso ein Gänsehautgefühl überkam, das würde beweisen, daß dort sehr viel Dynamogene vorhanden sind. Solche Momente sind im Vereinsleben unersetzlich. Danke dafür.

Auf die Berichte der Gremien wollen wir an dieser Stelle verzichten, dies wurde sicher in den einschlägigen Medien behandelt, den kaufmännischen Part übernahm unser bestellter Wirtschaftsprüfer in eindrucksvoller, professioneller Manier. Wir stehen wirtschaftlich gut da, haben einen sehr treuen und loyalen Kreis von Sponsoren aber Unsicherheiten bei den coronabedingten Entschädigungen. Kommunalpolitische Torpedierung des Betriebskostenzuschusses, vor allem aber ausbleibender sportlicher Erfolg könnten diese Situation mittelfristig rapide dramatisieren. Hier ist vor allem die sportliche Leitung gefragt, welche deshalb zur MV auch seitens der Mitgliedschaft heftig attackiert wurde. Ralf Becker bewahrte zwar die Contenance, offenbarte aber auch – speziell auf avisierten Frauenfußball – ein ganz eigenes Verständnis von unserer Satzung. Dem neuen Aufsichtsrat bleibt es vorbehalten, hier dem sportlichen Geschäftsührer klare Vorgaben zu machen, klare sportliche Prioritäten zu setzen und kurzfristig Erfolge einzufahren. Bei Ralf Minge wurde an dieser Stelle, an welcher sich Ralf Becker fast schon befindet, trotz Idolstatus, die Reißleine gezogen. Ungeachtet dessen wurde Ralf Becker für die vergangene Saison Entlastung erteilt. Die Entlastung von Jürgen Wehlend wurde, wegen krankheitsbedingt nicht persönlich abgelegter Rechenschaft vor den Mitgliedern, vertagt. Angesichts der trotzdem guten Zahlen sollte diese jedoch zur nächsten MV reine Formsache sein.

Zur Aufsichtsratswahl für die 6 Gremienplätze stellten sich 14 Kandidaten und eine Kandidatin, die Vorstellung erfolgte bereits im Vorfeld während zweier Mitgliederstammtische. Wundersamerweise gab es keine Rückfragen an die Kandidaten und die Kandidatin. So wurde gleich zur Wahlhandlung geschritten. An dieser Stelle unser herzlicher Dank an die wie immer souverän agierende Wahlkommission.

Im Normalfall folgt dann ein Konvult aus Satzungsänderungs- und sonstigen Anträgen, in diesem Fall waren es nur deren zwei. Der Fanshopbetreiber in persona der mit Dynamomitgliedschaft ausgestatteten Verantwortlichen beantragte eine Nuancierung der Satzung, sodaß der Ausrüster bei der Gestaltung des von ihm zu verantworteten Merchandising erhält. Angesichts einiger Design-Entgleisungen in der Vergangenheit, einer „Atmosphäre“ fundamentaler Vereinsidentität im Saal und damit relativer Chancenlosigkeit des Unterfangens, wurde nach emotionaler Debatte der Antrag zurückgezogen. Unserem Antrag auf Neuausrichtung des SGD Preises war nach ebenso leidenschaftlicher aber fairer Debatte ebenfalls kein Erfolg vergönnt. Ein deutlicher Teil der noch im Saal verbliebenen knapp 400 Mitglieder stimmte dagegen.

Zum Schluß wurden die neuen Aufsichtsräte verkündet. Es gab nur einen Personenaustausch und mit dieser Besetzung erhoffen wir uns die entsprechende Frische, besonders was die Kommunikation auf kommunalpolitischer Ebene betrifft. Dort wurde leider in den letzten Jahren einiges an bis dahin mühsam aufgebauten guten Verbindungen einem stiefmütterlichen Dasein überlassen, was uns nun auf die Füße fallen könnte. Handelt es sich doch um nichts weniger als den existenziell wichtigen Betriebskostenzuschuß, der aktuell besonders von der Speerspitze der grünen Dynamo-Allergiker Torsten Schulze torpediert wird.

Bleibt zu konstatieren, daß unser Verein mit all seiner Vielfalt und Auslebung von Basisdemokratie putzmunter und vielleicht auch wieder etwas näher aneinander gerutscht ist. Erste Themen für das kommende Jahr sind bereits gesetzt. Rückkauf des Fanshops und Frauenfußball im Verein bieten bereits wieder ein sehr hohes Potential für leidenschaftliche Debatten. In der Hoffnung, daß die MV in einem Jahr wieder so durchgeführt werden kann und nicht anderweitig Ungemach droht, fiebern wir dem bereits jetzt schon entgegen, wenn es dann wieder heißt: Alle Jahre wieder.

MV Vorlese Teil 2 (Alle Jahre wieder)

Ein Sonnabend im November im Kongreßzentrum am Elbufer Dresdens: Alljährlich treffen sich dort zwischen 750 und 1.000 (das sind 3-5 % der) Vereinsmitglieder der SG Dynamo Dresden e.V. zur Mitgliederversammlung, um über Personen und Sachen, Rückblicke und Ausblicke und die Definition von Triumph und Tränen zu debattieren und das Regelwerk des Vereins – die Vereinssatzung – fortzuschreiben. Die Mitgliederversammlung ist das oberste Organ des Vereins. Es treffen Eloquenz auf Prolligkeit, Bodenstand auf Selbstdarstellung, Tradition auf Wokeismus, alt auf jung. Kurzum, für den Genießer von Basisdemokratie und emotionalen Diskussionen schlichtweg DAS Popcorn-Ereignis des Jahres.

Am 26.11. ist es nun wieder so weit. Nach drei Jahren erkältungspolitischer Abstinenz vom regulären Prozedere steht einiges auf der Tagesordnung, was wir unseren geneigten Lesern vor dem gelebten Hintergrund 30-40 jährigem Dynamodaseins unserer Initiativmitglieder nahebringen möchten. Eine Wahlempfehlung für den Aufsichtsrat hatten wir ja vor wenigen Tagen an dieser Stelle schon ausgesprochen.

Los geht´s mit einer vorgelagerten außerordentlichen Mitgliederversammlung. Diese ist – sofern nicht von den Mitgliedern mit dem entsprechenden Quorum selbst begehrt – meist notwendig, wenn es darum geht, daß der Verein seinen Zweck ändern oder sich selbst auflösen will, beabsichtigt eine eigene Körperschaft zu gründen, zu fusionieren oder selbst Mitglied in einer Gesellschaft, Körperschaft, Stiftung oder einem Verband werden will. Dazu muß dies im Rahmen einer AOMV geschehen und mindestens 80 % der Anwesenden für den gestellten Antrag stimmen. Es steht die Beteiligung an der Dixie Dörner Stiftung und der Beitritt zum Verein Teamsport Sachsen e.V. zur Abstimmung. Die Dixie Dörner Stiftung ist die zu Ehren unseres Ehrenspielführers umbenannte Stiftung Fußballnachwuchs Dresden, welche 2008 von den Freunden von Pro RHS gegründet wurde und den Nachwuchsfußball der Region mit fördert. Den Grundstock der Stiftung legte damals der Verkauf von Inventar und Reliqiuen aus dem alten Dynamostadion sowie diverser Auktionen. Dynamo begleitet die Stiftung seit deren Gründung. Mit dem Beitritt des Vereins soll die Stiftung aktiviert werden, weitere Zustiftungen vereinfacht und natürlich in diesem Sinn unserem Dixie alle Ehre gemacht werden. Viel weniger als 100 % Zustimmung zum Antrag wäre eine Enttäuschung.

Schwieriger wird es mit Beitrittsantrag Nummer 2. Teamsport Sachsen e.V., als Initiativzusammenschluß der Spitzenball- und Kufensportvereine in Sachsen, iniziiert in Aue, getragen von allen relevanten Ball- und Eissportvereinen von Dynamo bis zu den DSC Volleyballerinnen, vom DHFK bis RB Leipzig, vom ETC Crimmitschau bis Fortschritt Bischofswerda. Ursprünglich aus der Not des Zuschauerverbotes zu Beginn der harten Corona Lockdown Maßnahmen und des zwangsweisen Einstellens des Spiel- und Trainingsbetriebes gegründet, um zusammen gegen repressive Politik und auf der Suche nach Alternativen vorzugehen. Soweit, so gut, so ehrenhaft, aber auch nur – mild umschrieben – mäßig erfolgreich. Der Ursprungszweck entfällt mittlerweile, man will die Konstruktion aber nicht aufgeben und sucht sich neue Ziele und gründet einen Verein. Damit wird die Beteiligung von Dynamo zustimmungspflichtig durch die Mitgliedschaft. Und diese ist berühmt dafür, vieles zu hinterfragen. Prinzipiell ist solch ein gemeinsames Sprachrohr ja zu begrüßen. Nur, was sollte Teamsport Sachsen anders machen als der zentrale Dachverband der Sportvereine in welchem bereits alle organisiert sind – der Landessportbund Sachsen? Und was vertreten eigentlich die Fachverbände der Sportarten wie Sächsischer Fußballverband, der Sächsische Sportverband Volleyball, der Sächsische Eissportverband und der Handballverband Sachsen? Brauchen wir noch eine institutionelle Konstruktion, welche mit Mitgliedsbeiträgen gefüttert wird, um Werbeagenturen zu beschäftigen, welche Marketingkampagnen fahren und Sponsorengelder wie z.B. von Sachsenlotto, ohnehin gedacht fürs Gemeinwesen, quer abgreift um diese eher selbstlegitimierend an seine Mitglieder verteilt? Jeder Verein betreibt eine eigene Marketingabteilung, es gibt keinen Grund, hier einen zentralen Verein mit solcherart Handlungsfeldern dazwischen zu schieben. Ein gemeinsames Vorgehen von Sportvereinen mit ähnlichen Problemen ist lobenswert, eine Institutionalisierung eines neuen übergeordneten Konstrukts hingegen ist mindestens zu hinterfragen. Auch in Aue, Zwickau und Chemnitz gibt es Bedenken in der Fanszene hinsichtlich dieses Engagements. Stimmt Sachsens größter Sportverein – die SGD – dem nicht zu, ist es fraglich, ob TeamSport Sachsen seinen nunmehr eingeschlagenen Weg weitergehen kann und wird. Zur Vorhaltung für Krisenzeiten ist solch eine Konstruktion eher untauglich, zur Interessenvertretung gibt es bereits Vereinigungen in welchen wir Mitglied sind. Abstimmungsempfehlung: Ablehnung.

In der Hauptversammlung wird neben der Entgegenname der Berichte aus den Gremien und der Wahl der neuen Aufsichtsräte über eingereichte Anträge abgestimmt. Die Entlastungsanträge sind obligatorisch und denen wird in der Regel auch zugestimmt. Auch wenn die Mannschaft grottigen mäßig erfolgreichen Fußball abliefert, dies ist kein Versagungsgrund zur Entlastung. In der Ära Maas, Hendel, Mulansky gab es letztmalig derart gravierende Verstöße, daß die Entlastung einstweilen verwehrt wurde. Was trotzdem ohne Konsequenzen blieb. Insofern sollte die Zustimmung zur Entlastung aller Gremien in diesem Jahr reine Formsache sein.

Zur Änderung der Satzung steht in diesem Jahr nur ein Antrag auf der Tagesordnung. Das sieht zwar nach einer Formsache aus, könnte es aber in sich haben. Nach den Farbspielereien des Fanshops bem Teamwear wurde die Satzung bezüglich der Vorgaben zur Farbgebung und Logogestaltung durch den jeweils offiziellen Ausrüster klar und teils restriktiv definiert. Der Antrag zielt auf eine Lockerung der Vorgaben außerhalb der offiziellen Teambekleidung. Einen pauschalen Vorschlag zum Abstimmungsverhalten können wir nicht unterbreiten, dazu wird es in der Versammlung selbst sicher noch einige Rückfragen geben. Wenn sichergestellt ist, daß farbliche Abartigkeiten, welche unsere Vereinsfarben und das Wappen entstellt wirken lassen, weiter verhindert werden kann, sollte dazu in der MV auch ein guter Kompromiß gefunden werden.

Schlußendlich steht der Antrag zur Neuausrichtung und den Vergabemodalitäten des mittlerweile seit 2012 vergebenen SGD Preises. Die Preisträger und Vergabemodalitäten sind auf der Internetpräsenz unseres Vereins einsehbar. Ziel des Antrages ist es zu aller erst, die Mitgliedschaft in ihrer Gesamtheit selbst in die Entscheidungsfindung über den Preisträger mit einzubinden und auch die bisherige Wortspielerei mit unserem Vereinskürzel zu entflechten. SGD heißt SPORTGEMEINSCHAFT DYNAMO- PUNKT. Besonders die letzten Jahre haben gezeigt, daß Diskriminierung quer durch alle Schichten und gegen alle möglichen Personengruppen erfolgen kann und es zur gesellschaftspolitischen Frage wird, wer Diskriminierung als solche im Einzelfall definiert und die Deutungshoheit für sich beansprucht. Dies bedeutet ausdrücklich nicht, daß Vereine, welche sich z.B. stark um Integration und gegen Diskriminierung bemühen, künftig nicht zum Kreis der Preisträger gehören können. Aber es gilt, weitere Themenfelder sozialen, caritativen, sportlichen Engagements regional zu berücksichtigen. Das Leitbild der SGD sieht deshalb vor, Dinge im Verein GEMEINSAM weiter zu entwickeln. Dies ist eine Chance, genau das zu tun. Der Vorteil des neuen Auswahl- und Entscheidungverfahrens ist auch, daß bereits alle Kandidaten während des Auswahlverfahrens eine größere Öffentlichkeit für ihr Anliegen oder ein Projekt erhalten. Egal ob im Bereich der Flüchtlingshilfe, Engagement für krebskranke Kinder oder außerordentliches breitensportliches Engagement. Bei 25.000 Vereinsmitgliedern ist es zudem nicht unwahrscheinlich, daß die eine oder andere Bewerbergruppe durchaus nur durch die Kandidatur und damit Kenntnisnahme durch die Dynamomitglieder Mitstreiter oder andere Hilfen gewinnen können. Daß der Preisträger dann durch das oberste Organ des Vereins auserwählt und legitimiert wird und die Kürung zum jährlichen Vereinsjubiläum erfolgt, gibt dem SGD Preis und damit auch der öffentlichen Darstellung unseres sozialen Engagements sogar noch etwas mehr Gewicht. Bildet das Votum doch auch den Querschnitt der Vereinsmitglieder mittels einer basisdemokratischen Entscheidung ab. Der SGD Preis ist zu wichtig, um allein in den Hinterzimmern der Sozialarbeit im Umfeld von Dynamo entschieden zu werden. Wo SGD drauf steht, sollte auch die Gesamtheit der SGD drin sein. Insofern sollte eine Zustimmung zum Antrag Ehrensache sein.

Alle Jahre wieder…

… so könnte man das zweitwichtigste Ereignis eines Dynamomitgliedes im Jahr besingen. Wären da nicht die irregulären Bedingungen der letzten beiden Jahreshauptversammlungen gewesen. Testzwang, Abbruch wegen Zusammenbruch der Technik, Schnelldurchlauf in der Urlaubszeit hatte vielen Mitgliedern die Teilnahme vergällt, vor allem aber die satzungsgerechte Ernsthaftigkeit der Zusammenkunft des obersten Vereinsorgans in Frage gestellt.

Nun ist es also wieder so weit: Satzungsgemäß eingeladen, am 26.11.2022 an vertrautem, wenn auch nicht sonderlich geliebtem Ort im Kongreßzentrum. Fan- und Interessengruppen machen im Vorfeld für Ihre Anträge mobil und empfehlen Kandidaten, welche sie für kompetent und gewinnbringend für unseren Verein erachten. Immerhin gibt es in diesem Jahr wieder 6 Aufsichtsräte zu wählen. Und beachtliche 15 Kandidaten, nur einmal davon weiblich, stellen sich dem Votum der Dynamomitglieder. Für uns natürlich auch eine Gelegenheit, eine Wahlempfehlung, welche wir sorgfältig nach den uns wichtigen Kriterien zusammengestellt haben, auszusprechen. Wir haben es uns erspart, jeden Kandidaten einzeln zu kommentieren. Einerseits könnten wir als Gruppe niemals soviel Einigkeit erzielen, daß alle hinter jeder Aussage und Bewertung stehen würden, andererseits würden vielleicht Formulierungen gebraucht werden, wo der eine oder andere Kandidaten zu abwertend dastehen könnte, andererseits fehlen auch schlichtweg Informationen zur letztendlichen objektiven Bewertung jedes Einzelnen. Die Aussagen zu den Vorstellungsrunden, abrufbar im Internet, sind aber teilweise aussagekräftig genug, um den meisten Dynamomitgliedern die Entscheidung einfach zu machen. Deswegen stellen wir hier unsere Liste von 5 Kandidaten als Positivauswahl im Sinne einer einhelligen Empfehlung von allen Mitgliedern unserer Initiative vor.

Wahlempfehlung der Interessengemeinschaft Dynamo – Aktive Fans für ihren Verein – zur am 26.11.2022 anstehenden Wahl des Aufsichtsrates der SG Dynamo Dresden e.V.

Wie schon zur letzten Aufsichtsratswahl möchten auch wir eine Empfehlung aussprechen, wer für die Vereinsmitglieder die nächsten 3 Jahre den Verein gegenüber der Geschäftsführung vertreten soll und damit eine herausragende Rolle bei der Entwicklung der SGD einnimmt. Wir haben alle zur Verfügung stehenden Quellen dafür ausgewertet und natürlich auch Gespräche geführt. Dazu haben wir uns vom Grundsatz leiten lassen, nur die aus unserer Sicht besonders geeigneten Kandidaten zu empfehlen. Denn damit einher geht die Gewissheit, daß das Präsidium der SGD generell nur geeignete Kandidaten zur Wahl zugelassen hat.

Michael Ziegenbalg – Inzwischen schon ein erfahrender Aufsichtsrat, zuletzt stellv. Vorsitzender, der auch genügend berufliche Erfahrung für das Amt mitbringt. Zudem ist er im Verein sehr gut vernetzt und immer noch jung und mutig genug, frische Ideen zum Wohle des Vereins einzubringen. Im Gremium als manchmal unbequemer, aber immer zielstrebiger Arbeiter bekannt.
Michael Grafe – Hat erste Erfahrungen im Gremium sammeln können und den nötigen beruflichen Hintergrund für die Aufsichtsratstätigkeit. Er ist lange mit allen Strukturen im Verein vertraut, in der Gremienarbeit engagiert und durchsetzungsfähig. Auch er kann im Verein weiter für Kontinuität in der Führungsetage sorgen.
Jens Hieckmann – Dynamo-Urgestein, mit hoher wirtschaftlicher und sportlicher Kompetenz. Dieses Fachwissen aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen. Seine Meinung zählt im gesamten Verein, da er durch sein umfangreiches Engagement reichlich Erfahrung auf fast allen Feldern, nicht nur im Aufsichtsrat, mitbringt. Er ist keineswegs konfliktscheu, aber nie zum Selbstzweck, jederzeit ergebnisorientiert.
Dr. Jürg Kasper – Seine juristische Kompetenz und langjährige berufliche Erfahrung sowie die intime und langjährige Kenntnis der Problemlagen im Verein lassen seine Wiederwahl bedeutsam erscheinen. Er verfügt über eine nachdrückliche, aber wenn es erforderlich ist, ausgleichende Art. Dies alles macht ihn zu einer Stütze im Aufsichtsrat und damit für die weitere erfolgreiche Entwicklung der SGD.
Thomas Blümel – Neu für den Aufsichtsrat, aber eigentlich doch nicht. Er war nie ganz weg und bringt neben dynamischer auch viel Erfahrung in kommunalpolitischer Gremienarbeit mit. Vernetzt ist er insbesondere im Rathaus der Landeshauptstadt vorzüglich, aber auch im Verein selbst. Seine berufliche Vita weist, neben vielen anderen Erfahrungen, auch profunde Kenntnisse im IT-Bereich aus.

In ein paar Tagen befassen wir uns dann hier in einem weiteren Beitrag zur MV (und AOMV) mit den anderen wichtigen Themen, welche auf der Tagesordnung stehen. … to be continued…

In Sachen Blau-Weiß Zschachwitz

Die IGSGD meldet sich nach der langen Sommerpause zurück. Zuerst mit einem ganz wichtigen Anliegen.

Der FV Blau-Weiß Zschachwitz ist in größten Nöten. Einst gefürchtet wegen seiner Schleifscheibe erhielt der Verein nach jahrelangem Kampf im Jahre 2009 einen Kunstrasenplatz. Dieser ist mittlerweile in einem total desolaten Zustand, welcher nun eine Sperrung der Sportanlage nach sich gezogen hatte. Damit ist die Spielstätte des Vereins blockiert. Der Verein und seine Freunde haben nun einen Hilfeaufruf gestartet, den wir hier mit der Bitte um Hilfe und Verbreitung veröffentlichen wollen. Auch wir von der IGSGD werden unseren Teil zur Hilfe mit beitragen.

Von Aue über Halle bis Zwickau

Was wie ein DDR Oberliga Nostalgietrip klingt, wird in der kommenden Saison Liga-Alltag. Wäre der VfB Oldenburg nicht so ein wahnsinniger Spielverderber, dürften wir uns 2022/2023 sogar wieder mit dem ehemaligen Erzfeind – dem BFC Dynamo – über alle Halbzeiten sportlich messen. Jedem Mißgeschick muß man doch auch etwas Gutes abgewinnen können … Trotzdem: Wie konnte das nur passieren?

Die Pyrofeuer auf dem Rasen sind verloschen, Tränen der Wut und Trauer getrocknet und dennoch will sich nicht wirklich ein trotziges Gefühl im Sinne „JETZT erst recht“ einstellen. Diejenigen, welche die volle Verantwortung für das sportliche Desaster tragen, dürfen weiterwursteln. 3 gechasste Trainer und etliche Fehleinkäufe stehen neben dem (verdienten) Abstieg als Bilanz auf der „Haben“-Seite. Statt 8,5 Mio Fernsehgeldern nur noch 1,1 Mio. Um den so wichtigen sofortigen Wiederaufstieg anzupeilen, dürfte sich jedoch am Gehaltsgefüge der Burschenschaft, welche künftig das runde Leder im Namen unserer Farben malträtieren darf, nicht allzuviel ändern.

Keine 72 Stunden nach dem Versagen in der Relegation verkündet die trotzdem weiterbeschäftigte sportlichen Abteilung: Wiederverpflichtung von Stefan Kutschke. Jenem nunmehr stolze 33 Jahre alten Stürmer, welcher sich zuerst bei RB Leipzig in der Regionalliga einen Namen machte, dann in der Bundesliga sich bei Wolfsburg, Paderborn und Nürnberg nicht durchsetzen konnte, ehe er in Dresden zumindest sportlich in der 3. Liga für eine Saison seine Leistung brachte. Dies ist jetzt mehr als 5 Jahre her. Schon damals hatte seine Vita mit dem Engagement beim Fuschl Konzern und sein generelles Auftreten unsere Fanszene auf eine harte Probe gestellt. Sein geräuschvoller Abgang und seine mit grellen Pfiffen bedachten Gastauftritte im Rudolf-Harbig-Stadion mit dem FC Ingolstadt sollten den Fans (und Vereinsverantwortlichen) eigentlich noch in Erinnerung sein. Und mit dem FC Ingolstadt, für den er sich trotz damaliger Offerte aus Dresden im Jahr 2017 statt für uns entschied, hat er in der vergangenen Saison als Mannschaftskapitän nicht wirklich was gerissen. Mit nur 21 Punkten gingen die Herren aus der Stadt der Audis mit der roten Laterne in der Hand uns zeitig voraus in Liga 3. Sportlich also noch lange kein Garant für Erfolg und menschlich nicht wirklich identitätsstiftend. Hoffentlich war man bei uns wenigstens so schlau, einen stark leistungsorientierten Vertrag zu gestalten.

Trotz Verträgen werden wir aber die wenigen Leistungsträger und Talente wie Broll und Königsdörfer nicht halten können. Ex-Knipser Daferner hatte ohnehin nur Vertrag für Liga 2. Sportdirektor und Chef-Scout stellen also nun mit dem Segen des Aufsichtsrates eine Mannschaft zusammen, welche sie dann dem Trainer Nummer 7 der letzten 4 Jahre vorsetzen werden. Und das alles, weil man vor der Relegation vergessen hatte, rechtzeitig die Reißleine beim letzten Trainerfehlgriff zu ziehen.

Wenn das Vertrauen in die sportliche Leitung kaum noch vorhanden ist, bleibt uns also nichts anderes übrig, als Becker, Walter und Co. sarkastisch zuzurufen. „Überrascht uns doch mal wieder …“

Immerhin, nach zwei Jahren bietet der Verein endlich wieder Dauerkarten an. Mit Blick auf den virologischen Herbst und vor dem Hintergrund galoppierender Preise wird sich zeigen, wie wertbeständig diese Treue-Anlage auf der nach unten offenen lauterbachschen Skala sein wird.

(Bildvorlage: Lizenz: Creative Commons (Attribution 3.0) www.welovesolo.com

Ab in die Verlängerung

Nach zwei Jahren voller irrsinniger Maßnahmen, dürfen endlich wieder ALLE Fans ins Stadion. Aber in diesen zwei Jahren wurde vieles zerstört. Vertrauen, Chancengleichheit, Kapitaldecken der Vereine, Zusammenhalt, vor allem aber echte Leidenschaft am Fußball.

War es nach der Einführung des Videoschiedsrichters, ausgestattet mit der Macht, grenzenlosen Jubel binnen Sekunden in Entsetzen und Frusten zu verwandeln, schon eine Zäsur für das Live-Erlebnis Fußball, hatten die Coronamaßnahmen der Lust am Erlebnis Fußball weiteren Abbruch getan. Egal ob Zuschauerlimits, Zutrittsverbote, Testlotterie, Spielerquarantäne, Spielverlegungen und spontane Ligapause – die Lustkiller des Fußballs hatten und haben die Stadien im Griff, das Damokles-Schwert der Neuauflage im kommenden Herbst lauterbacht über unseren Köpfen wie ein lawinengefährliches Schneebrett in den Alpen.

Und wäre dies noch nicht genug des Leidens, scheinen Murphys Gesetze ( sinng. „Wenn etwas schiefgehen kann, wird es auch schiefgehen“) aktuell bei Dynamo voll zur Anwendung kommen. Am 1. Spieltag grüßten wir als stolzer Aufsteiger von der Tabellenspitze und trudelten seit Beginn der Rückrunde sieglos auf den Relegationsplatz in die 3. Liga. Nur der Unfähigkeit von Ingolstadt und Aue ist es zu verdanken, daß wir als Rückrundenversager nicht gleich die rote Laterne in Besitz genommen haben.

Woran liegts? Wir sind doch durch unsere recht solide finanzielle Aufstellung noch mit am Besten durch den Coronawahnsinn gekommen. Mit Quarantänen, Spielverlegungen, Geisterspielen mußte doch auch die Konkurrenz klarkommen. Die Mannschaft hatte doch bereits gezeigt, daß sie zweitligatauglich ist. Der Aufstiegsmotivator Schmidt hat es leider erneut unter Beweis gestellt, daß er ein klasse Feuerwehrmann und Kurzzeitmotivator, aber kein wirklich alltagstauglicher Übungsleiter ist, der eine Mannschaft entwickeln kann. Ein in den letzten 5 Jahren quasi verdoppeltes Trainer- und Funktionsteam, ein Luxus, den sich nur die wenigsten Ligakonkurrenten leisten können, ist nicht in der Lage, die gut verdienenden Spieler so zu motiveren, daß es insgesamt auch für die Liga reicht. Was läuft falsch im Moment? Gibt es noch Spieler, welche für die Vereinsfarben „brennen“ und die anderen mitziehen können?

Die ersten Besserwisser und Couch-Theoretiker im Verein kommen bereits wieder aus ihren Löchern und fordern Strukturreformen. Dabei sollte doch auch dem Letzten klar geworden sein, daß weder ein basisdemokratisches Vereinskonstrukt für Siege verantwortlich ist, noch ein Konstrukt einer Aktiengesellschaft oder eines Mäzenatentums. Und daß Geld auch nicht unbedingt Tore schießt, haben wir uns ja gerade selbst nachgewiesen.

Die Summe der individuellen und kollektiven Fehler hat uns dorthin gebracht, wo wir aktuell stehen. Dieses gilt es zügig aufzuarbeiten und die richtigen Lehren und Konsequenzen daraus zu ziehen. Doch zu allererst bedarf es vollster Unterstützung aller im Kampf um den Klassenerhalt, der in der Relegation im Mai ausgetragen wird. Immerhin sind wir da nicht ganz unerfahren. Hamburg oder Meppen, Magdeburg oder Aue. Am 24. Mai werden wir es wissen, mit wem wir uns in der kommenden Saison über 90 und mehr Minuten messen werden.

April, April ?!

Mit dem Auslaufen der restriktiven bundesweit gültigen Maßnahmen gegen Covid-19 am 19. März hatten sich Viele schon auf den deutschen „freedom day“ gefreut. Dieser hätte bedeutet, daß wieder jeder, ungeachtet irgendeines G-Status´, Kapazitätsbeschränkungen, Test- und Maskenpflichten und Abstandsgängelei zum kommenden Heimspiel gegen Schalke, ein unbeschwertes Fußballgefühl erleben könnte. Wenn uns aber die Erfahrungen der letzten 2 Jahre eines gelehrt haben, dann dies, daß es naiv ist zu glauben, daß sich Regierungen, egal ob in Land oder Bund, freiwillig von den Werkzeugen der Gängelei und Restriktionen trennen würden. Jetzt schlägt wieder die Stunde der Ministerpräsidenten, welche zum erneuten bundesweiten Wettstreit um die unsinnigsten Maßnahmen angetreten sind.

Und so bleibt es, trotz mittlerweile wieder möglicher voller Stadionauslastung am 1. April bei Eingangskontrollen auf Test-, Impf- oder Genesenenstatus und dem Zwang, sich weiterhin den sprichwörtlich atemberaubenden FFP 2 Kaffefilter ins Gesicht zu binden. Es gibt leider viel zu viele Leute, die sich dies als „neue Normalität“ auch mit der moralischen Komponente der Hilfe für den Verein und dem vermeintlichen Schutz Anderer schön reden. Dieser Unsinn soll damit gesetzlich legitimiert werden, auch wenn längst sämtliche Statistiken und Realitäten gegen die Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen sprechen und dies in den Ländern rings um Deutschland auch erkannt worden ist.

Bedenklich sind die Bestrebungen, diesen Zustand auch noch über den 2. April hinaus verlängern zu wollen, der sächsische Ministerpräsident versuchte dies als Alleingang am Anfang der Woche, wurde aber offensichtlich in einem Anflug von Realitätssinn innerhalb seiner Fraktion vorerst ausgebremst. Inwiefern dies wieder nur leere Worthülsen darstellen, wird sich in der kommenden Woche entscheiden. Erst dann werden wir wissen, ob unbeschwerter Fußballgenuß FÜR ALLE wenigstens ab Ostersamstag wieder ohne Unterbrechung möglich sein wird.

Was uns Anfang April erwarten wird, ob die Regierung Kretschmer uns ein hämisches „April, April“ entgegenruft oder ob weitestgehend Normalität (und zwar die nach althergebrachtem Verständnis) für Sport, Kunst, Kultur und in unserem Alltag zurückkehrt, das steht noch in den Sternen. Insofern harren wir weiter mit unterdrücktem Groll den politischen Entscheidungen und verweisen auf die „philosophische“ Filmfigur Rocky Balboa: Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist …

Dixie Dörner – die Ehrung eines großen Dresdners als Spiegelbild der Dresdner Politik

Unbestritten hat die Kunst-, Kultur- und Sportstadt Dresden Dixie Dörner viel zu verdanken, dies sahen alle politischen Würdenträger in ihren Beileidsbekundungen zum Ableben dieses bewundernswerten Menschen so.
Dresden hatte in ihm immer einen hervorragenden Botschafter! Die Verbindung seiner sportlichen und menschlichen Qualitäten machte ihn nicht nur zum sportlichen Idol einer ganzen Generation, sondern auch zum Vorbild für viele Bürger Dresdens, weit über den Fußball hinaus.
Bereits am 04.05.2020 wurde folgerichtig eine Petition für eine Ehrenbürgerschaft eingereicht und von der Fraktion der „Freien Wähler“ der Landeshauptstadt und rund 1.000 Bürgern unterstützt. Von selbst kamen weder Oberbürgermeister noch die großen Fraktionen des Stadtrats auf diese Idee! Dixie selbst hat damals mehrfach öffentlich bekundet, dass er sich über dieses Ansinnen sehr freuen würde.
Im Juli 2020 erhielt der Petent allerdings die Information der Stadtverwaltung, dass man eine Entscheidung darüber vertagt („ruhend gestellt“) hat. Diese Information wiederholte sich bei regelmäßigen Nachfragen, zuletzt am 18.01.2022. Am 19.01.2022 verstarb Hans-Jürgen Dörner.


Nun ist die Sachlage noch komplizierter, denn laut städtischer Ehrensatzung soll diese Ehrung nur lebenden Personen zu Gute kommen. Aus dem Stadtrat heraus gab es die Idee, doch die Satzung dahingehend zu ändern, dass im Ausnahmefall auch davon abgewichen werden kann. Andere Städte wie Berlin (für Marlene Dietrich) oder Güstrow (Ernst Barlach) taten dies.


In diesem Wissen wurde ein Offener Brief veröffentlicht, welcher als Erstunterzeichner honorige Persönlichkeiten des gesamten gesellschaftlichen Lebens aus Ost und West sowie dem Ausland in diesem Anliegen vereinte. Die Liste ist lang und hier einzusehen:
https://ehrenbuerger-dixie-dörner.de/erstunterzeichner
Bisher haben weit über 12.000 Bürger dieses Anliegen unterstützt!


Am 10.03.2022 teilte der Oberbürgermeister Dirk Hilbert nun mit, eine Ehrenbürgerschaft wäre aus bekanntem Grund nicht möglich und man wäre mit der Familie und Dynamo im Gespräch, ob eine alternative Ehrung möglich und gewünscht ist. Man hätte aus Pietätsgründen etwas Zeit vergehen lassen. Seine Geburtsstadt Görlitz übrigens hatte da keine solch vorgeschobenen, fadenscheinigen Bedenken und brachte die Benennung einer Straße kurz nach seinem Tode auf den Weg.
Kein Wort verlor der wahlkämpfende Hr. Hilbert über die verstrichene Zeit und Gelegenheit, Dixie bereits zu Lebzeiten zu ehren. Auch ein konkretes Vorhaben wollte er nicht nennen und verwies auf den Stadtrat sowie Gespräche mit den Angehörigen von Dixie Dörner.

Die Trauer um Dixie wird in Dresden leider noch von diesem Trauerspiel an Unentschlossenheit oder Unwillen überschattet, dem großen Sohn der Stadt – wenn schon nicht zu Lebzeiten – dann zeitnah nach seinem Tod, die Ehrung welche er zweifellos verdient, abseits der vergänglichen und wohl auch nicht aufrichtig gemeinten Worte zukommen zu lassen.
Denn wenn der politische Wille da ist, werden bspw. Straßen und Plätze sehr schnell umbenannt.

In Dresden also nichts Neues.